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haben, die sich im 2. Jh. n. Chr. in Ar-
les und Marseille niedergelassen hat-
ten. Andere Theorien behaupten je-
doch, dass die ersten christlichen
Kommunen Galliens gar nicht in der
Provence, sondern in Lyon und Vienne
waren.
Dennoch spiegelt die Legende die
frühe Christianisierung der Provence
wider. Mit Sicherheit weiß man näm-
lich, dass es bereits in der Mitte des
3. Jh. n. Chr. einen Bischof in Arles
gab. Die Liste des Konzils von Arles
(314) beweist zudem die Existenz
christlicher Gemeinden in Narbonne,
Marseille, Nizza, Apt, Orange und Vai-
son. Diese haben offensichtlich schad-
los die Verfolgungen des 3. Jh. und am
Anfang des 4. Jh. überstanden. Einige
von ihnen waren bereits zu dieser Zeit
reich und bedeutend, Arles im Beson-
deren. Und so ist es nicht verwunder-
lich, dass hier eines der ersten Re-
gional-Konzile der Christenheit abge-
halten wurde; im Jahre 353 folgte das
zweite Konzil.
Um 400 entstanden zahlreiche wei-
tere Bistümer, im 5. Jh. in Aix, Avignon,
Antibes, Carpentras, Cavaillon, Riez.
Aus dieser Zeit datieren auch die ers-
ten christlichen Klöster Europas. 410
begründet Honoratius jenes auf den
Lérins-Inseln vor Cannes, 416 Johan-
nes Cassius St-Victor in Marseille.
Nicht zu unterschätzen ist die geistli-
che und intellektuelle Ausstrahlung
des Mönchtums. Es bildete den Rah-
men für die Missionierung, und viele
Bischöfe der überall entstehenden Bis-
tümer waren ehemalige Mönche.
Mehr und mehr lösten die Klöster die
Städte als Träger der Kultur ab. Das
Christentum mit seinem Festkalender,
seinem dichten Gemeindenetz und
seinen strikten Regeln erwuchs zu ei-
nem System, das sich als universeller
erwies, als es die römische Kultur je zu
sein vermochte.
Das Frühe Mittelalter:
Die Provence im Umbruch
Zwar war der Untergang des mächti-
gen römischen Reiches unwiderruf-
lich, doch seine hoch entwickelte Kul-
tur lebte fort. Waren doch die Erobe-
rer derartig überwältigt von den Errun-
genschaften der antiken Kultur, dass
sie sie nahezu bedingunglos übernah-
men. Jedoch gelang es ihnen nie wirk-
lich, sie sich anzueignen und Neues
entstehen zu lassen.
Es folgte eine Zeit der Stagnation
und des Verfalls: Handel, Wirtschaft
und das Wachstum der Städte litten
unter den Okkupationen der Westgo-
ten, Burgunder und Ostgoten. 536
schließlich bemächtigten sich die
Franken der Provence. Zwar wurde
sie nominell dem fränkischen Groß-
reich einverleibt, doch da weitgehend
unabhängige Patrizier die Verwaltung
übernahmen, entwickelte sich die Pro-
vence zu einem quasi-autonomen Ge-
biet. Karl Martell musste dies schmerz-
lich erfahren: Nachdem er die von
Spanien vordringenden Araber im Jahr
732 bei Poitiers und Tours in ihre
Schranken verwiesen hatte, setzten sie
sich in der Provence fest. Anstatt sich
auf die fränkische Seite zu schlagen,
wandten die Provenzalen sich den
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