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kann, oder dass das einmal aufgenom-
mene nicht so schnell wieder verduns-
tet: Hierzu haben sie nicht nur ein aus-
geprägtes Wurzelsystem entwickelt,
sondern besitzen zusätzlich stark ver-
dickte Blätter, die recht klein sind, le-
derartig hart und auf der Oberseite
lackartig glänzend (Hartlaubgewäch-
se). Manche Pflanzen sind in der Lage,
ihre Blätter mit dem Sonnenstand zu
drehen, andere rollen ihre Blattsprei-
ten seitlich nach unten ein (Erika, Ros-
marin, Lavendel), wieder andere ha-
ben Dornen (Stein- und Kermeseiche,
Stechginster, Wacholder), und sogar
die durch Drüsen abgesonderten aro-
matischen Öle dienen als Verduns-
tungsschutz.
Die für die Provence charakteristi-
schen Bäume sind vor allem Steinei-
che (chêne vert), Kermeseiche (chêne
kermès), Aleppo-Kiefer (pin d'Alep),
Meer-, Strand- oder Seekiefer (pin ma-
ritime), Schirmkiefer oder Pinie (pin
parasol oder pignon), gemeine Kiefer
( pin sylvestre), Myrte (myrte), Lorbeer-
baum (laurier), Wacholder (genévrier)
und Zeder ( cèdre ). Doch wirklich
dichte Wälder mit reichem Wildbe-
stand - wie man sie bei uns kennt -
sind in der Provence relativ selten an-
zutreffen, zum Beispiel im Luberon,
auf der Nordseite der Montagne Ste-
Victoire oder auf dem Mont Ventoux.
Ausgerechnet die prachtvollen Bestän-
de des Ventoux waren im 19. Jahrhun-
dert fast völlig verschwunden, und wir
verdanken es nur einem Ökologiebe-
wusstsein neueren Datums, dass die
Hänge des Giganten der Provence ab
1860 wieder aufgeforstet wurden und
heute über hundert Vogelarten eine
Heimat bieten. Seit nämlich die Römer
die höhere Zivilisation ins Land ge-
bracht hatten, begannen die Men-
schen, die Wälder der Provence zügel-
los abzuholzen, denn sie brauchten
Boden für Landwirtschaft und Vieh-
zucht, gleichzeitig Unmengen an Holz
zum Heizen, für Haus- und Schiffbau.
Unvorstellbar ist heute, dass selbst das
Sumpfland der Camargue dicht mit
Bäumen bewachsen war, wovon nur
noch ein kläglicher Rest im Naturreser-
vat zeugt, der Bois des Rièges. Brände,
ob gewollte oder unbeabsichtigte (wie
zum Beispiel noch 1989 auf der Süd-
seite der Ste-Victoire), waren und sind
der größte Feind des Waldes, denn sie
zerstören auch die für das Wachstum
von Bäumen so wichtige Humus-
schicht.
Auf solchen Flächen wächst nur
noch Garrigue, die für die Provence
(und das Languedoc) so typische
Landschaftsform, die von weitem karg
und monoton erscheint, sich aus der
Nähe aber als eine eigentümliche und
sehr reiche Welt entpuppt. In der Gar-
rigue umfängt den Wanderer eine
märchenhafte Ruhe, die er trotz oder
gerade wegen des harmonischen Kon-
zerts der Insekten empfindet. Eidech-
sen oder Geckos huschen erschreckt
vor dem Eindringling davon, und die
Schlangen verstecken sich ohnehin im
Dickicht der Vegetation. Diese Tiere
finden in der Einsamkeit der Garrigue
einen idealen Lebensraum, werden sie
Pinie
 
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