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restauriert, birgt sie heute Werke des
Glaskünstlers Claude Courageux.
Um 1590, nach den Religions-
kriegen, entstand unterhalb der Kapel-
le ein ausgeklügeltes System von
ter-
rassenförmigen Bastionen
mit meh-
reren Festungsmauern, an der Südsei-
te waren es gar drei hintereinander.
Das Werk wird
Jean Erard,
dem Fest-
ungsarchitekten
Heinrichs IV.,
zuge-
schrieben.
Zwischen 1842 und 1860 wurden
nochmals Arbeiten an der Zitadelle
vorgenommen, wobei eine
unter-
irdische Treppe
entstand, welche die
Festung mit dem Nordtor der Stadt
verband.
Vom Donjon und vom Vorwerk
Guérite du Diable
hat man einen
fantastischen Blick auf die Engstelle
des Flusses und den Rocher de la
Baume. In alten Zeiten glaubte man,
dass Titanen diese enge Schlucht ge-
öffnet hätten, um der Durance Einlass
in die Provence zu gewähren.
„Pieds et Paquets“ -
Spezialität mit
Zehenknochen
Hinter diesem mysteriösen Namen verbirgt
sich eines dieser
regionalen Gerichte,
das
bei Kennern Gaumenfreuden auslöst, bei
Uneingeweihten jedoch eher Abscheu und
Ekel, und für dessen Genuss Nicht-Einhei-
mische schon ein bisschen Mut aufbringen
müssen.
Bei den
Pieds
handelt es sich nämlich um
Schafsfüße,
bei den
Paquets
um kleine Pa-
kete aus
Schafsmagen-Lappen,
gefüllt mit
einer Mischung aus Speck- oder Schinken-
würfeln, frischem Knoblauch und viel Peter-
silie, gewürzt mit etwas Salz und Pfeffer.
Das Ganze muss dann mindestens zehn
Stunden in einer sämigen Tomatensoße mit
Weißwein und mitunter auch
Blut
vor sich
hinköcheln. Voilà, fertig ist der Stolz der Sis-
teronnaiser Gastronomie: Viel bräunlich-ro-
te Soße, in der merkwürdig geformte,
weichgekochte Gebilde und manchmal Ze-
henknochen schwimmen.
Zwar behauptet auch Marseille, die
„Füße und Pakete“ seien seine Spezialität,
doch schenkt man Sisteron - umgeben von
den Schafweiden der Hoch-Provence -
mehr Glauben, zumal eine am Ort ansässi-
ge Firma kaum anderes herstellt als eben
Pieds et Paquets. Ihre
Konserven
verkauft
sie sogar an Restaurantbesitzer, denen die
lange und schwierige Zubereitungszeit zu
heikel und aufwendig geworden ist. Auch
der Reisende kann sich hier, einmal auf den
Geschmack gekommen, mit einem Gläser-
vorrat eindecken. Hat man nämlich einmal
bei Richaud und Badet die duftende Küche
besucht, ist alles nur noch halb so schlimm.
Die Altstadt
In der Unterstadt, an der Place-du-
Général-de-Gaulle, erhebt sich die
Ka-
thedrale Notre-Dame Saint-Thyrse,
errichtet im 12. und frühen 13. Jh.
wohl nach Plänen eines lombardi-
schen Meisters. Dieser hat dem roma-
nischen Bau bei der Gestaltung des
Stufenportals mit schön skulptierten
Friesen und Kapitellen und vor allem
mit dem achteckigen Turmbau seinen
Stempel aufgedrückt. Der Turm ist von
einer Säulenreihe umzogen. Dieses
Oktogon wird nur noch von einem
viereckigen Glockenturm mit spitzbo-
Richaud et Badet,
7, Allée des Chênes,
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