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435 zurück in die naturgeschaffenen
Grotten des heutigen Moustiers und
errichtete der Jungfrau Maria eine Ka-
pelle wohl an derselben Stelle, wo jetzt
die Notre-Dame-de-Beauvoir steht.
Der Ort zog bald zahlreiche Pilger an
und es entstand eine erste kleine
Siedlung.
Zwischenzeitlich, wohl unter dem
Druck der Sarazenen-Einfälle, gaben
die Mönche ihr Kloster auf, um Mitte
des 11. Jh. erneut ein Priorat zu grün-
den. Im 13. Jh. unterstanden Moustiers
einige benachbarte Gemeinden, die
zusammen eine selbst verwaltete Ein-
heit nach dem Muster italienischer
Stadtstaaten bildeten. Im 14. Jh. fiel
Moustiers an das Haus von Anjou, En-
de des 15. Jh. mit der gesamten Pro-
vence an das Königreich Frankreich.
Einen beträchtlichen wirtschaftli-
chen Aufschwung erlebte das Städt-
chen im 16. Jh.: Es gab mehrere Pa-
piermühlen, Gerbereien, Tuch-Fabri-
ken und Töpfereien. Letztere konnten
ab dem 17. Jh. auf die profitträchtige
Fayence-Produktion umsteigen, die
ihren Höhepunkt im Jahrhundert da-
rauf erlebte. Alles soll damit begonnen
haben, dass ein Mönch aus Faienza in
Italien - seit dem 15. Jh. Hauptort der
Fayence-Kunst und Namensgeber für
die Tonwaren - das Geheimnis für die
Herstellung der typischen weißen
Zinnglasur nach Moustiers brachte.
Das Glück war den Pionieren hold, be-
fahl doch Ludwig XIV. (1643-1715) zu
jener Zeit, alles goldene und silberne
Tafelgeschirr zum Nutzen der Staats-
kasse einzuschmelzen. Die Fayencen
von Moustiers waren ein adäquater Er-
satz und füllten diese Marktlücke als-
bald aus. Bis heute gibt es hier an die
20 Ateliers.
Wallfahrtskapelle
Ein malerischer Kreuzweg führt über
Steinstufen zur Wallfahrtskapelle Not-
re-Dame-de-Beauvoir hoch oben auf
dem Felsen über der Stadt, wo schon
die Mönche aus Lérins ihre Marien-
kirche errichtet hatten. Größtenteils
stammt sie aus romanischer Zeit
(12. Jh.), erhielt ihren gotischen Chor
und die östlichen Joche jedoch erst im
15. Jh. Die kunstvoll geschnitzte Tür
des Portals ist im Stil der Renaissance
gefertigt. Die recht große, von einem
quadratischen Turm überragte Kapelle
steht im Mittelpunkt der September-
Wallfahrt mit großem Volksfest.
Unweit der Notre-Dame hängt ein
geheimnisvoller Stern an einer Kette
zwischen den Felsen. Gemäß einer Le-
gende des Provence-Dichters Frédéric
Mistral soll es sich dabei um eine Vo-
tivtafel handeln, die der Ritter Blacas
d'Auls der Jungfrau um 1250 geweiht
hat, weil er nach einem Kreuzzug heil
wieder in die Heimat zurückkehrte. In
Wahrheit wusste man in Moustiers
schon im 16. Jh. nicht mehr, wer die
Kette aufgehängt hatte, doch der Stern
baumelt immer noch in luftiger Höhe
und wird regelmäßig ersetzt oder wie-
der aufgehängt, wenn ihn der Wind
fortgefegt hat.
Pfarrkirche
Bei einem Spaziergang durch die
Gassen des Städtchens findet man die
Pfarrkirche mit Leichtigkeit, weil ihr ro-
 
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