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Woran immer das liegen mag, es
macht sich im Sommer angenehm be-
merkbar. Ganz gleich, wie groß die
Hitze am Tage war, die Nacht bringt
deutliche Abkühlung. Anders als in an-
deren südlichen Regionen ist der Hoch-
sommer in der Provence erträglich.
Die große Konstante des provenzali-
schen Klimas ist natürlich die Sonne.
Die südlichen Ränder der Provence
bekommen davon an die 3000 Stun-
den pro Jahr, die übrigen Gebiete im-
mer noch deutlich mehr als 2600
(zum Vergleich: in Deutschland sind
es zwischen 1300 und 1800 Stunden).
Was den Wind betrifft, so bläst er
fast nur aus zwei entgegengesetzten
Richtungen: Der Ost- oder Süd-Ost-
Wind bringt gewöhnlich Regen, weil
über dem Golf von Genua Tiefdruck-
gebiete festsitzen. Der Wind aus dem
Norden oder Nordwesten hingegen,
der Mistral, hat den gegenteiligen Ef-
fekt: Er bläst den Himmel frei von allen
Wolken (siehe Exkurs „Mistral“).
Man versteht nun, warum in diesem
Sonnenland die ganze Landschaft so
gestaltet ist, dass sie Schutz zu bieten
vermag vor dem Wetter - nicht nur
vor dem Wind, sondern auch vor den
brutalen Temperaturstürzen. Die auf-
fällige Parzellierung, die etwas Garten-
artiges hat, die kleinen Mauern und
die Hecken, die steinernen Cabanons,
all das zeugt vom Ringen der Bauern
mit dem Klima.
Terrassen -
die Architektur des
kleinen Mannes
Rhône und Durance mit ihrem unver-
brauchten Schwemmland.
Eine sehr alte Methode, neues und gutes
Anbauland zu gewinnen, ist das Anlegen
von Terrassen im Bergland. Viele davon be-
stehen noch heute, von anderen zeugen
nur mehr Mauerreste. Man findet sie in der
Umgebung des Ventoux und im Luberon,
in den Bergen des Vaucluse und in der
Hochprovence. Überall dort haben sie die
Landschaft verändert.
Wer sich vergegenwärtigt, wie mühevoll
der Bau solcher Terrassen gewesen sein
muss, angefangen beim Sammeln der Stei-
ne und ihrem Transport in den Hang hi-
nein, der bekommt einen Eindruck davon,
wie hart das Leben der Bauern gewesen ist.
Das Bild vom provenzalischen Bonvivant
passt nicht auf diese Menschen, die der
Natur Jahr für Jahr ein paar Quadratmeter
mehr abtrotzten und so das Überleben ih-
rer Familien sicherten.
Tipp: Ein Besuch des Lehrpfads zu die-
sem Thema in Goult lohnt sich.
Unwetter, Frost und Temperatursprünge,
diese klimatischen Besonderheiten setzen
auch dem Boden zu: Ausgetrocknet im
Sommer, ausgewaschen im Herbst, einge-
froren im Winter. Nur durch ständige Dün-
gung wird ein ausgewogener Gehalt an Mi-
neralien erreicht. Die Eisenoxide, die vieler-
orts die Erde so wunderbar rötlich verfär-
ben, markieren für die Bauern schlechte,
ertragsarme Böden. Hinzu kommt der oft-
mals zu hohe Kalkgehalt.
Sind schon die Flächen in der Ebene Son-
ne und Regen schutzlos ausgesetzt, so
greift im Bergland die Erosion noch stärker
an, auch dies ein Resultat des Klimas. Gute
Böden sind also rar. Es gibt sie vor allem am
Fuße der Hügel und in den Tälern von
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