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Klima
vence dennoch alles andere als ver-
regnet ist.
Der Winter wiederum bringt neue
Trockenheit. Nun sind es die Hoch-
druckgebiete aus Sibirien, die Regen
abhalten. Pünktlich zu Weihnachten
und Neujahr genießen die Provenza-
len so ein paar Wochen lang kaltes,
aber trockenes und sonniges Wetter,
meist zwischen Mitte Dezember und
Mitte Januar.
Im Frühjahr schließlich, wenn die
tropischen Luftmassen wieder nach
Norden drängen, dort die Kaltluft aber
noch nicht abzieht, strömen zwischen
beiden Gebieten Regenwolken vom
Atlantik ans Mittelmeer. Ins Frühjahr
fällt somit die zweite, allerdings weni-
ger ausgeprägte Regenzeit in der Pro-
vence.
So folgt das Klima jahreszeitlich ei-
nem klaren Rhythmus. Markanter
noch als die saisonalen Schwankun-
gen sind aber die plötzlichen Wetter-
und Temperatur-Änderungen. Vor al-
lem die Herbstunwetter ballen sich oft
binnen kürzester Zeit zusammen, ent-
laden sich mit erstaunlicher Wucht
und verschwinden ebenso schnell wie
sie kamen. Im Winter sind jähe Tem-
peraturstürze mit für die Vegetation
katastrophalen Folgen möglich. Im Fe-
bruar 1985 etwa fiel das Thermometer
binnen weniger Stunden um 20 Grad.
Dieses Phänomen ist wissenschaft-
lich noch nicht so recht geklärt. Jeden-
falls scheint die Luft in der Provence
eine besondere Qualität zu besitzen,
die sie gewissermaßen durchlässiger
macht für Temperaturschwankungen -
Experten nennen das „diathermisch“.
„Ein kaltes Land, auf das die Sonne
heiß brennt“ - besser als in diesem
berühmt gewordenen Satz von
A. Siegfried lässt sich die Eigentümlich-
keit des Klimas der Provence nicht
ausdrücken. Die Provence ist zwar das
Sonnenland Frankreichs, doch irrt sich,
wer glaubt, sie verfüge deshalb über
ein ausgeglichenes Klima.
Jahresdurchschnittswerte führen
nicht weiter, denn das Klima kenn-
zeichnen Extreme: Die Sommer sind,
typisch mediterran, heiß und trocken.
Tropische Hochdruckgebiete verla-
gern sich dann nach Norden und bil-
den eine gewaltige Barriere gegen at-
lantische Tiefs. So kennt die Provence
etwa zwischen Mitte Juni und Mitte
September kaum Regen.
Im Herbst aber, wenn sich diese
Hochdruckgebiete wieder nach Süden
zurückziehen, ist der Weg frei für die
atlantischen Regengebiete. Folglich
fallen zwischen Mitte September und
Mitte November die meisten Nieder-
schläge. Sie konzentrieren sich aber
auf wenige, dafür umso heftigere Un-
wetter, die ein apokalyptisch anmuten-
des Ausmaß erreichen können. Mehr-
fach schon kamen an einem einzigen
Tag 20 bis 40 Prozent der Jahresnie-
derschläge herunter. Die Provence
weist annähernd die gleiche Nieder-
schlagsmenge auf wie die besonders
regenreiche Bretagne - mit dem ent-
scheidenden Unterschied, dass die
Bretagne dreimal mehr Regentage hat.
So kommt es, dass der absolut gese-
hen regenreiche Herbst in der Pro-
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