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der Provence die Calanques an der
Küste bei Marseille und die Schluchten
des Verdon. Bei den Calanques han-
delt es sich um ein stark verkarstetes
Massiv aus weißem Kalkstein, das ab-
rupt und zum Teil mehrere hundert
Meter tief ins Meer abfällt, durch-
schnitten von tiefen Erosionstälern, die
heute nur nach starkem Regen Wasser
führen. Sie sind entstanden durch ein
beträchtliches Absinken des Meeres-
spiegels bei gleichzeitiger Anhebung
des Massivs selbst. Taucher stoßen
hier bisweilen auf Höhlen, die seit
dem Wiederanstieg des Meeresspie-
gels nach der Eiszeit unter der Wasser-
oberfläche liegen. Das Zusammen-
spiel des tiefblau oder türkisfarben
schillernden Meeres und der blen-
dend hellen Steine mit tiefgrünen Kie-
fern darauf, dazu die bizarren Ausfor-
mungen des Massivs, dessen Klippen
von schäumender Brandung umspült
werden und die dramatisch abfallende
Steilküste, all dies lässt die Calanques
als wirklich einzigartige Naturschön-
heit erscheinen.
Die Schluchten des Verdon, bis zu
700 m tief abfallend und damit die
tiefsten Europas, sind eine Folge tekto-
nischer Verwerfungen: Während sich
das gesamte Massiv allmählich anhob,
grub sich der Wasserlauf tiefer und tie-
fer in den Kalkstein. Erkundet hat man
dieses Naturwunder erst im 20. Jahr-
hundert, vorher war es eine unüber-
windliche Grenze zwischen zwei men-
schenleeren Gebieten. Auch heute
noch beschränken sich die Touristen-
ströme auf die Schluchten selbst mit
den beiden Panoramastraßen.
de. Eine Reihe kleinerer Gemeinden zwi-
schen der Durance und Marseille erwarb
sich Nutzungsrechte.
Aix dagegen zapfte nicht die Durance
an, sondern plante den Canal de Verdon,
dessen Hauptarm allein 80 km umfasste.
Nach vielerlei Verzögerungen ging er 1877
in Betrieb. Doch schon in den 1930er Jah-
ren genügte seine Kapazität nicht mehr.
Der Einsicht folgend, dass die konkurrie-
renden Kanäle beide nicht ausreichten, be-
gannen 1963 die Arbeiten zu einem gewal-
tigen neuen Kanal, dem Canal de Pro-
vence. Er sollte ebenfalls vom Verdon aus
Aix versorgen, gleichzeitig aber über Ne-
benarme weitere Orte der Bouches-du-
Rhône und des Var bis nach Marseille. Fer-
tiggestellt wurde dieses Mammut-Unter-
nehmen erst in den 1990er Jahren.
Der Canal de Provence, lange Zeit ein
Mythos, an dessen Realisierung niemand
glauben mochte, versorgt heute fast 90 Ge-
meinden, nahezu 400 Betriebe und Indus-
triegebiete, 46.000 ha landwirtschaftlich
genutzter Fläche. 62 km lang ist der offene
Teil, 139 km führen durch Röhren und über
Aquädukte, und die kleineren Zubringer
machen noch einmal mehr als 3000 km
aus. Mehrere Talsperren sichern den regel-
mäßigen Betrieb, an einigen Stellen wird
mit der Wasserkraft auch Strom erzeugt.
Längst ersetzt der Canal de Provence den
Canal de Verdon.
Umgerechnet fast 1,3 Milliarden Euro hat
das Werk gekostet, verwaltet wird es von
der Société du Canal de Provence. Sie hat
ihren Sitz im Schloss von Le Tholonet - ein
mächtiges Domizil einer mächtigen Gesell-
schaft, sichtbar die Verwalterin des kost-
barsten aller Güter in der Provence.
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