Travel Reference
In-Depth Information
schwiegen wie ihr Land. Niemand hat
das besser beschrieben als Jean Giono,
der Schriftsteller aus Manosque, der
auf seinen Streifzügen durch das
Hochland die ehrlichen, gläubigen,
tiefen Charaktere seiner Romane fand.
Streifzüge durch die Natur seien
auch dem Reisenden empfohlen,
denn der Zugang zur Hochprovence
erschließt sich nicht leicht. Das heißt
nicht nur, dass die touristische Infra-
struktur mit all ihren Annehmlichkeiten
weitgehend fehlt. Die Hochprovence
ist ein verschlossener Landstrich, dem
die Leichtigkeit der Küsten ganz und
gar abgeht, eine Gegend für Men-
schen, die Einsamkeit suchen und Ru-
he, die Zeit und Geduld haben, eine
Landschaft zu erwandern, nicht pro-
grammgemäß abzuhandeln. Die Städ-
te, Manosque ganz am Rande oder
das kleine Forcalquier, sind nur Aus-
gangspunkt, nicht Ziel einer solchen
Reise.
tonklötze allesamt, wuchsen eins nach
dem anderen in das vertraute Bild hi-
nein. Giono zog da den Anblick seiner
Bücherwand vor.
Es ist wahr: Manosque, von des
Schriftstellers Mont d'Or aus betrach-
tet, hat viel eingebüßt von seiner
Schönheit. Das Wirtschaftszentrum
der stillen Hochprovence war in sei-
nem Ehrgeiz auch nicht maßvoller als
vergleichbare Städte.
Aber wahr ist auch: Die Altstadt
zählt zu den schönsten in der Proven-
ce, sie ist voller Atmosphäre.
Sehenswertes
Die Altstadt war einst geschützt durch
einen Befestigungswall aus dem spä-
ten Mittelalter, der, wie so vieles im
19. Jh., der Modernisierungswut zum
Opfer fiel. Übriggeblieben sind allein
zwei Stadttore, die Porte Saunerie
(14. Jh., später etwas ungeschickt res-
tauriert) und der untere Teil der Porte
Soubeyran aus der gleichen Zeit, heu-
te von einem Campanile gekrönt. Von
einem dieser Stadttore zum anderen
schlängelt sich eine gemütliche Ein-
kaufsgasse (Rue Grande, Rue des Mar-
chands, Rue Soubeyran), die sich in
angemessenen Abständen zu kleinen
Plätzen weitet.
Der hübscheste davon ist die Place
de l'Hôtel de Ville. Die Kirche Notre-
Dame-de-Romigier ist zwar romani-
schen Ursprungs, wurde aber mannig-
fach verändert. So zeigt sie heute ein
Renaissanceportal und eine gotische
Apsis. Als Altar dient ein frühchristli-
cher Sarg aus einer arlesischen Werk-
Manosque
XIII/C2
Es war in den 1960er Jahren, als sich
Jean Giono, der große Sohn der
Stadt, zu einer wichtigen Entscheidung
gezwungen sah: Er drehte seinen
Schreibtisch herum. All die Jahre hatte
er tagaus, tagein hinter dem hölzernen
Pult gesessen und in seiner ordentli-
chen, regelmäßigen Schrift Romane
zu Papier gebracht, immer die Heimat-
stadt im Blick. Doch was er sah, ärger-
te ihn nun mehr, als dass es ihn inspi-
rierte. Hochhäuser, charakterlose Be-
Search WWH ::




Custom Search