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beispiel dafür sind die Alpilles, fast
lächerlich niedrig, doch von einer
wilden Formenvielfalt. Das Kalkstein-
massiv ist bedeckt von einer spärli-
chen, oft aber trotzdem unwegsamen
Strauchvegetation (frz. garrigue ) ; hin-
gegen gedeihen in den kleinen Tälern
und Becken am Fuße der Bergkette
Oliven, Wein und andere Früchte.
Vielfalt von Vegetation und Bewirt-
schaftung kennzeichnet auch den an-
grenzenden Luberon. Allerdings ist
dieses Gebirge mit über 1100 Metern
Höhe schon von anderem Kaliber als
die Alpilles. Auf immerhin 65 km Län-
ge bietet es nur einen einzigen Durch-
gang von Norden nach Süden: Die
Schlucht von Lourmarin.
Und weit mehr als in den Alpilles
prägt die Bergkette hier eine ganze
Landschaft, gliedert sie in eine Vielzahl
kleiner Einheiten, die der Mensch je
nach Höhe, Bodenbeschaffenheit,
Ausrichtung zu Sonne und Mistral zu
nutzen weiß. Melonenfelder am Fuße
des Gebirges, sanft abfallende Wein-
felder über den Ufern des Calavon
oder der Durance, dazu Mandel- und
Kirschbäume, dann, in steilerem Ge-
lände, mit Trockenstein-Mauern ange-
legte Terrassen, die jeden Quadratme-
ter kostbaren Bodens nutzen, sonnen-
durchflutete Hochebenen mit Laven-
delfeldern und wilden Kräutern, und
schließlich, dicht bewaldet mit Zedern
oder Eichen, der Kamm. Das eigentli-
che Gebirge ist trotz alledem ein wil-
des, unzugängliches und fast unbe-
rührtes Stück Natur geblieben.
Ganz anders mutet auf den ersten
Blick die Gegend um Aix-en-Provence
an. Die Stadt selbst liegt inmitten des
großen Beckens von Aix, das be-
grenzt wird durch eine Reihe von
Bergketten unterschiedlicher Höhe.
Am markantesten sind die Montagne
Ste-Victoire mit gut 1000 Metern und
im Süden die Chaîne de l'Etoile mit
600 bis 700 Metern. Zwei Faktoren
haben diese Landschaft in den letzten
Jahrzehnten verändert: das Bevölke-
rungswachstum im Einzugsgebiet der
Städte Aix und Marseille sowie die
Eröffnung des Canal de Provence.
Wurde das Becken von Aix lange Zeit,
darin dem Luberon ähnlich, zur Schaf-
zucht und zum Anbau von Öl- und
Obstbäumen genutzt, so haben mit
der Ankunft des Wassers Gemüse-
plantagen die traditionelle Mischkultur
verdrängt.
Gemüsegarten der Provence, diese
Bezeichnung verdient aber noch mehr
das Comtat Venaissin. Dort und in
der Nähe der Durance ist seit dem
19. Jh., als neue Transportwege einen
schnellen Export frischen Gemüses er-
möglichten, eine ganz landwirtschaft-
lich geprägte Landschaft entstanden:
Hecken aus meterhohem Schilfrohr
oder Zypressen schaffen windge-
schützte Parzellen, die zu bewässern
ein engmaschiges Netz aus Kanälen
ermöglicht. Dieses System hat auch
den Fluss selbst endgültig gezähmt.
Gleiches gilt für die Rhône im obe-
ren Teil des Comtat. Eine Reihe von
Deichen schützt diese Landschaft vor
Überschwemmungen, und auf den
Kalksteinhügeln wird neben Obstbäu-
men zunehmend Wein angebaut. Zu
Füßen des Mont Ventoux geschieht
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