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Fontaine-
de-Vaucluse
Die Quelle der Sorgue
Wo Wasser entspringt, zieht es seit
jeher Menschen hin. Ob es gleich so
viele sein müssen, fragt sich wohl je-
der, der den Ort Fontaine-de-Vaucluse
im Sommer besucht: Im schlimmsten
Fall bekommt man die Quelle der Sor-
gue kaum mehr zu sehen. Den Reise-
termin in die Nebensaison zu verle-
gen, ist ratsam, zumal das Vallis Clau-
sa wirklich ein Naturerlebnis ersten
Ranges ist. Ein „geschlossenes Tal“ ver-
spricht der Name; er stand auch Pate
für das Departement Vaucluse.
Der kurze Spaziergang zur Quelle
führt durch ein enges, grünes Tal; mit-
tendrin bahnt sich die Sorgue, in zahl-
reichen Türkistönen glitzernd, über
Geröll ihren Weg. Abrupt ragen am
Ende schroffe Felsen empor, 230 m
hoch, und schließen die Schlucht
rundherum ab. In der Tiefe gewahrt
man ein rundes Loch mit smaragdgrü-
nem Wasser: die Quelle, ein senk-
rechter Trichter, schlundartig, das Ge-
heimnis ihrer Tiefe nicht preisgebend.
Nichts sieht man von dem immensen
Kanalnetz, das sie unterirdisch speist.
630 Mio. m 3 Wasser pro Jahr verlas-
sen von hier das Gebirge: Die Fontai-
ne de Vaucluse ist somit die größte
Quelle Frankreichs und die fünftgröß-
te der Welt!
Sie ist der einzige Wasserausgang ei-
nes 1100 km 2 großen Gebietes: Re-
genfälle und Schneeschmelze der
Vaucluse-Berge und des Mont Ven-
toux versickern und fließen unter der
Erde zur Sorgue-Quelle. So bricht im
Frühjahr das Wasser am gewaltigsten
aus ihr heraus, bis zu 90 m 3 pro Sekun-
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Sehenswertes
Mitten im Ort erhebt sich die kleine
Kirche St-Véran, wahrscheinlich von
der Wende vom 11. zum 12. Jh. Wie
so viele romanische Kirchen der Pro-
vence ist sie einschiffig und besticht
durch ihr schlichtes Äußeres. Im Inne-
ren befindet sich der Sarkophag des
heiligen Véran. Der Legende nach soll
dieser einen Drachen bezwungen ha-
ben. Das Ungetüm hauste einst in ei-
ner Berghöhle, erschreckte die Bauern
und verschlang ihre Schafe. Mit dem
Kreuz in der Hand bannte St-Véran
den Störenfried und jagte ihn in den
Luberon. Ob von dort ein weiterer
Held das Tier nach Tarascon schickte,
damit es sich da als Rhône-Ungeheuer
aufspielte, verrät die Legende aller-
dings nicht.
Der Wahrheit entspricht ohnehin
mehr, dass der heilige Véran um 570
einer der frühen Bischöfe Cavaillons
war, als Erster einen Weg zur Sorgue-
Quelle anlegte und in der Nähe eine
Hermitage gründete.
Ab dem 13. Jh. bewohnten St-Vé-
rans Nachfolger auf Cavaillons Bi-
schofsstuhl das Schloss von Fontaine-
de-Vaucluse. Und auch Petrarca soll
hier ein- und ausgegangen sein. Auf ei-
nem Felsen hoch über der Sorgue er-
heben sich noch die Ruinen des einst
prächtigen Baus, der im 16. Jh. aufge-
geben wurde und seitdem immer
mehr verfällt.
 
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