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Religionskriege zu Ende - 14 Monate
hatten die Protestanten den königli-
chen und päpstlichen Truppen stand-
gehalten. Das Dorf, in Schutt und
Asche gelegt, wurde in den folgenden
Jahrzehnten neu aufgebaut.
Dieser alte Teil des Dorfes, gewisser-
maßen auf dem Kamm von Ménerbes,
zeigt denn auch eine ganze Reihe
schöner Gebäude aus dem 16. und
17. Jh., errichtet nach den Religions-
kriegen. Efeubewachsene Torbögen
gewähren Einblick in so manche fami-
liäre Idylle, die zu respektieren den
neugierigen Betrachter dann ein
Schild „Privé“ gemahnt.
Der Glockenturm der Kirche trägt,
obgleich romanischen Ursprungs, das
Datum 1594 - Zeitpunkt seiner In-
standsetzung. Die Kirche selbst, aus
dem 14. Jh. stammend, grenzt an ei-
nen verwunschenen alten Friedhof
am Rand des Felsens, der einen weiten
Blick in die Ebene freigibt.
Von hier lässt sich das Castellet be-
trachten, ein auf den Ruinen der alten
Festung entstandenes Schloss, das
gleichwohl ein paar wehrhafte Züge
bewahrt hat. Militärisch gibt sich auch
die Zitadelle, die kurz nach der Bela-
gerung entstand. Sie hat sich freilich
nie bewähren müssen. Ein Hort des
Widerstandes war das Dorf erst wie-
der im Zweiten Weltkrieg, und Stra-
ßenschilder künden davon, dass Ein-
wohner von Ménerbes Opfer des Na-
tionalsozialismus wurden.
Heute ist Ménerbes, das Festungs-
dorf, längst eingenommen von faszi-
nierten Reisenden, allen voran jenen
Engländern, die auf den Spuren ihres
Das Schloss von Lacoste, in vergange-
nen Jahrhunderten eine Stätte ausufernder
Sinneslust, bot bis vor Kurzem noch ein
Bild vollständigen Verfalls. Es gehörte ei-
nem Lehrer aus der Gegend - er soll so be-
sessen gewesen sein von diesem Gemäuer,
dass er sein gesamtes Vermögen opferte,
um im Laufe der Jahrzehnte alle Parzellen
zu kaufen, bis er das ganze Schloss besaß.
Als er vor ein paar Jahren starb, hatte er die
Sisyphusarbeit der Restaurierung nicht ent-
scheidend vorantreiben können.
Seine Witwe verkaufte das Schloss an
den, wie sie sagte, „einzigen Mann, der ei-
nes solchen Ortes würdig ist“: den Pariser
Modeschöpfer Pierre Cardin. Als alleiniger
Besitzer des von ihm geschaffenen Mode-
Imperiums mit weltweit etwa 200.000 Mit-
arbeitern verfügt er über ausreichende Mit-
tel, das Gemäuer vor dem Verfall zu be-
wahren. Dem alten Herrn wird auch seit
Längerem eine Vorliebe für den Hochadel
nachgesagt - sicherlich hat ihn Geschichte
von Lacoste fasziniert. Nach seinem Tod
soll das Schloss an das Institut de France fal-
len. Vorher aber möchte Cardin ein Kultur-
festival in den Ruinen etablieren. Es gab be-
reits eine Aufführung von „Tristan und Isol-
de“ und dazu, für den internationalen Jet-
Set, ein rauschendes Fest. Lacoste, das fast
verloren schien, wird damit wieder ein
Schauplatz von Ausschweifung und Le-
benslust. Ein bisschen wie damals, zu Zei-
ten des Marquis de Sade.
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