Travel Reference
In-Depth Information
genommen vom Bischof von Cavail-
lon, grub sich das schwer verletzte
Monstrum heftig zuckend immer tie-
fer und tiefer in den Luberon - die
Combe de Lourmarin war geboren.
Das Haus Camus' inmitten des Dor-
fes hat man mit Rücksicht auf die dort
noch ansässige Familie nicht touris-
tisch ausgeschlachtet; wer es trotzdem
finden möchte, der frage einen der
Alteingesessenen, der vielleicht ant-
worten mag: „Ah, la maison d'Albert!“
und sich dabei mancher Plauderei mit
dem Schriftsteller erinnern wird.
Größerer Aufwand wird um das
Schloss getrieben, das am Rand des
Ortes liegt. Seine Innenräume sind in
einem geführten Rundgang zu besich-
tigen - jedenfalls die Teile, in denen
nicht gerade Studenten wohnen und
arbeiten: Wie es sein letzter privater
Besitzer verfügt hatte, gehört der Re-
naissance-Bau heute der Akademie
der Künste und Wissenschaften in Aix-
en-Provence, deren Stipendiaten nun
in stilvoller Umgebung und schöner
Landschaft studieren dürfen. Um die
Jahrhundertwende, als das Schloss na-
hezu aufgegeben war, richteten sich
junge Leute hier ein, um ein bohèmi-
sches Leben zu führen. Seit man sie
hinauswarf, soll ein Fluch auf dem
Gemäuer lasten.
Château de Lourmarin, Tel. 04.90.68.
15.23. Geöffnet Juni bis Aug. 10-18, Mai und
Sept. 10-11.30 und 14.30-17 Uhr, März/
April und Okt. 10.30-11.30 und 14.30-
16.30 Uhr. Feb. und Nov./Dez. 10.30-11.30
und 14.30-16 Uhr, Jan. nach Vereinbarung.
Eintritt 6 .
Information i
Office de Tourisme, Avenue Ph. de Girard,
84160 Lourmarin, Tel. 04.90.68.10.77.
Hotel N
Le Moulin de Lourmarin **** / ⁄⁄⁄⁄⁄ , 84160
Lourmarin, Tel. 04.90.68.06.69. Ein tradi-
Lourmarin
XII/A3
So unvermittelt das felsige Tal der Aige
Brun begann, so abrupt bricht es ab
und entlässt den Besucher in die un-
gleich lieblicher wirkende Landschaft
des Süd-Luberons. Lourmarin ist das
erste Dorf und steht in eigenartigem
Kontrast zu der nach ihm benannten
Schlucht. Man sollte sich ein wenig
Zeit nehmen, diesen sonnigen Ort mit
seinen Gassen und Plätzen zu ent-
decken - so wie es einst Albert Ca-
mus tat. Nach seiner Emigration aus
Algerien ließ sich der spätere Literatur-
nobelpreis-Träger hier nieder, und seit
1960 liegt er auf dem kleinen Friedhof
am Ausgang des Ortes begraben. Sein
Grab ist nicht ganz leicht zu finden, es
ist eines der schlichtesten. Unweit da-
von ruht auch der Provence-Dichter
Henri Bosco, der zuletzt als Konserva-
tor des Schlosses arbeitete.
Zum 50. Todestag von Albert Camus
Anfang 2010 schlug Präsident Sarkozy
vor, die sterblichen Überreste des
Dichters ins Pariser Panthéon zu über-
führen, wo u. a. Zola, Hugo und Vol-
taire ruhen. Sogleich entbrannte darü-
ber eine Debatte: Den Schriftsteller
der Revolte, des Absurden in den Re-
präsentationstempel der Hauptstadt
verlegen zu wollen, ist das nicht an
sich schon eine absurde Pointe? Eine
Entscheidung ist noch nicht gefallen.
 
Search WWH ::




Custom Search