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Geschichte
Und dann die Kultur: In einer Stadt,
die lange Zeit Sitz des provenzali-
schen Parlaments war, begegnet man
ihr natürlich auf Schritt und Tritt. No-
blesse und Reichtum gehören zu Aix
wie der Eiffelturm zu Paris. Und um
diesem Ruf alle Ehre zu machen, findet
hier jedes Jahr eines der renommier-
testen Opernfestivals des Landes
statt. Auch die seit Jahren größte kul-
turelle Investition Frankreichs außer-
halb von Paris wurde in Aix getätigt:
Das neue Grand Théâtre de Pro-
vence bestätigt den Eifer der Aixoiser,
sich auch außerhalb des Festivalsom-
mers in der kulturellen Szene Europas
zu behaupten.
Zum Festivalsommer, also vor allem
dem Opernfestival, rückt traditionell
auch die gehobene Marseillaiser Ge-
sellschaft an. Dies gibt schon einen
Hinweis auf die Rolle beider Städte:
Aix und Marseille sind die Antipoden
in diesem Département Bouches-du-
Rhône, das für beide eigentlich zu
klein ist; ihr Konkurrenzkampf ist
schon legendär. Aix wurde so zur intel-
lektuellen und kulturellen Hauptstadt
und bildete jenen Snob-Appeal aus,
der ihm noch heute die unverwechsel-
bare Atmosphäre verleiht, während
Marseille immer zwischen Moloch
und Metropole schwankt. Erst im Kon-
trast zu Marseille wirkt Aix wie eine
künstliche Idylle, die das Leben nur
zulässt, wenn es genussvoll ist, gedie-
gen, eben einfach schön.
Ganz im Gegensatz zur Geschichte
Marseilles, die der Legende nach mit
einer Liebesheirat einsetzte, markiert
eine gnadenlose Zerstörung den Be-
ginn der Stadt Aix. Die griechischen
Begründer Marseilles hatten lange
recht friedlich mit den Ureinwohnern
zusammengelebt und ihnen einen
Großteil ihrer hoch entwickelten Kul-
tur nahe gebracht. Im 2. Jh. v. Chr. je-
doch fühlten sie sich zunehmend von
dem benachbarten Stamm der Sa-
luvier bedroht und flehten die verbün-
deten Römer um Hilfe an (125 v. Chr.).
Die ließen sich nicht lange bitten,
konnten sie so doch gleichzeitig den
Landweg zu ihrer Provinz Spanien si-
chern. Kurzerhand machte der Feld-
herr Gaius Sextius Calvinus 123 v. Chr.
Entremont, die Hauptstadt der Sa-
luvier, dem Erdboden gleich.
Im Tal gründete er ein Jahr später die
Colonia Aquae Sextiae Salluviorum,
benannt nach ihm selbst, den Besieg-
ten und dem wertvollen Nass, das an
diesem Ort heiß und kalt aus der Erde
sprudelte. Mit dieser ersten Stadt hat-
ten die Römer Fuß gefasst in Gallien
und richteten 118 v. Chr. die Provinz
Gallia Narbonensis ein.
Dass dieser die Rolle einer Reichs-
barriere zugedacht war, machte der
Feldherr Marius den landhungrigen
Cimbern und Teutonen nachdrücklich
klar, indem er sie 102 v. Chr. in einer
Schlacht am Fuße des Ste-Victoire-
Bergmassivs vernichtend schlug.
Die Colonia Aquae Sextiae entwi-
ckelte sich wegen ihrer verkehrsgüns-
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