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ziale Eingliederung sollen hier geför-
dert werden. In Belsunce zeigt die
Multikulturalität ihre unterschiedlichen
Seiten, die Probleme genauso wie das
Potential.
Die Küste
Die Uferstraße, mitunter auch
Prachtstraße, führt am Meer entlang
oder hoch darüber, vorbei an edlen,
zum Teil pompösen Villen. Und doch
drängt sich auch hier der Eindruck ei-
ner Stadt auf, die sich versteckt, sich
zurückzieht, anders ist als ihre Nach-
barn an der Côte d'Azur. Keine Ufer-
promenaden unter Palmen, kein Zuge-
ständnis an den flüchtigen Reisenden.
Spröde oder gleichgültig vielleicht,
genügt diese Stadt doch in jedem Fall
zuerst sich selbst.
Die Verbindung zwischen Zentrum
und Meer stellt Le Prado her, eine gro-
ße und schicke Straße, die auch zur
Cité Radieuse führt. Le Corbusier bau-
te zwischen 1947 und 1952 diese da-
mals futuristische Wohnanlage für
1600 Menschen, die zwar eine Reihe
origineller Einfälle zum kollektiven
Großstadtwohnen umsetzte, in der
Gesamtheit heute aber kaum mehr
überzeugt.
Die eigentliche Küstenstraße ist La
Corniche, die vom Jardin du Pharo
mit vielen Aussichtspunkten direkt am
Meer entlang in Richtung der Calan-
ques und Cassis führt. Wo sie mit der
Avenue du Prado zusammentrifft, lie-
gen die wichtigsten Strände: Plage de
la Corniche, Plage du Grand Roucas-
Blanc, Plage du Petit Roucas-Blanc
und Plage du Prado. Es folgen mehre-
re kleine Häfen, so der Port de la
Pointe Rouge für Segler, La Madrague
de Montredon für Fischer oder, am
Cap Croisette, wo die Bucht von Mar-
seille mit riesigen Felsen im offenen
Meer endet, der Port des Goudes als
Noailles
Das verachtete und das verklärte
Marseille trennen nur ein paar Schrit-
te. Hat man einmal die Canebière
überquert, entdeckt man zwischen
Boulevard Garibaldi und Cours St-
Louis das urtypische Viertel Noailles,
ein Marseille von fast pagnoleskem
Charme. Und in der Tat liegt an der
Place du Marché-des-Capucins der
kleine Bahnhof von Noailles, von wo
einst Marcel Pagnol in seine Geburts-
stadt Aubagne aufbrach.
Noch idyllischer zeigt sich der
Cours Julien, mit seinen Straßencafés,
Bäumen, Spielplätzen und der fast
kleinstädtischen Atmosphäre vielleicht
die freundlichste Ecke Marseilles. Das
alles erinnert etwas an den Cours
d'Estienne-d'Orves, ist aber unkonven-
tioneller, man könnte sagen, alternativ
angehaucht, sofern das in Frankreich
existiert. In den Kneipen und Jazzclubs
rundherum verkehrt zudem ein jünge-
res Publikum als in Hafennähe.
Über malerische Treppen geht es
herab in die Rue Estelle, eine Passage,
die den Cours Lieutaud einfach über-
quert und in das Marseillaiser Ein-
kaufsviertel rund um die Rue St.
Ferréol führt. Hier, im Viertel der le-
gendären Oper mit dem großen Art-
Déco-Saal der 1920er Jahre, gibt sich
Marseille als wohlhabende, lebensfro-
he Metropole des Südens.
 
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