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stalteten Place Villeneuve-Bargenon,
die noch einige Fassaden der früheren
herrschaftlichen Häuser bewahrt hat.
Vollständig erhalten ist das gotische
Hôtel de Cabre (27 bis, Grand' Rue)
aus dem Jahre 1535, heute das älteste
Haus der Stadt. Es blieb zwar von den
deutschen Zerstörungen verschont,
wurde aber nach dem Krieg in seiner
Gesamtheit um 90 Grad gedreht, um
in die neue Straßenplanung zu passen.
Unangetastet blieb dabei die Grand'
Rue selbst, die als einzige Straße noch
so verläuft wie in der Antike.
Von der nahen Place du 23 Janvier
1943 führen Treppen hinauf zum
mächtigen Hôtel Dieu, das 1593 aus
der Zusammenlegung zweier Hos-
pitäler entstand und einen der Hügel
des Viertels beherrscht. Das heutige
Gebäude, im 18. Jh. erbaut, wurde im
19. Jh. umgestaltet. Dabei verschwand
die südliche Fassade und mit ihr der
für solche Hospitäler typische Innen-
hof. Der Chirurg Daviel machte hier im
17. Jh. von sich reden, als er erstmals
einen Grauen Star entfernte. Nach ihm
ist der nahe gelegene Platz benannt
und der dazugehörige Pavillon Da-
viel, ehemals Justizpalast. Die elegan-
te Fassade mit einem kunstvollen Bal-
kon ist ein schönes Beispiel provenza-
lischer Architektur des 18. Jh. Die un-
terirdischen Gefängnisse lagen, wie
der Name der angrenzenden Rue de
la Prison bezeugt, gleich um die Ecke.
Geprägt wird die Place Daviel aber
durch den Clocher des Accoules, ein-
ziger Überrest einer in der Revolution
zerstörten gotischen Kirche. Die male-
rischen Treppen rechts der Accoules
führen schon ins Panier-Viertel hinauf.
Ein Abstecher in die Rue de la Prison
auf der anderen Seite des Platzes er-
laubt einen Besuch des Musée du
Vieux Marseille, das im Maison Dia-
mantée aus dem späten 16. Jh. unter-
gebracht ist.
Ausgehend von der Place Daviel,
verbindet die Rue Caisserie die ganze
Zerrissenheit des Viertels: links die ge-
sichtslose Betonarchitektur der Nach-
kriegszeit, rechts Reste verwinkelter,
malerischer Häuserzeilen. Kontraste,
wie sie typisch sind für diese Stadt. An
der Place de Lenche könnte sich der
antike Hauptplatz, die Agora, befun-
den haben. Hier lebte auch die Fami-
lie des Grafen Mirabeau.
Fast verloren wirkt auf ihrem Aus-
guck über dem Alten Hafen die Kir-
che St-Laurent, versehrtes Überbleib-
sel eines weggebombten Viertels.
Durch die deutschen Sprengungen
schwer beschädigt und erst in jüngster
Zeit restauriert, bietet dieses noch aus
dem Mittelalter stammende Bauwerk
seine trutzigen Mauern der hässlich
gewordenen Umgebung dar. Ur-
sprünglich stand hier einer der griechi-
schen Tempel, und als um 850 eine
erste Kirche errichtet wurde, diente sie
auch zum Schutz der Bevölkerung vor
Invasionen. Die heutige Kirche erhielt
ihr wehrhaftes Aussehen im 12. Jh.,
wurde dann im 17. Jh. umgestaltet, mit
der Seitenkapelle Ste. Catherine verse-
hen und um einen Turm ergänzt. Im
Innenraum, der in schlichtem roma-
nisch-provenzalischen Stil gehalten ist,
weisen nummerierte Steinplatten im
Boden auf alte Gräber hin. Die Restau-
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