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falls noch nicht. Hier sind die Armen
und die Ausländer mittendrin. Marseille
hat Viertel, die nicht mehr Frankreich
sind, sondern Afrika. Und das nur ein
paar Schritte abseits der Canebière,
der alten Prachtstraße. Marseille kann
pariserisch sein, wo Paris längst zum
Museum geworden ist. Marseille hat
viele Gesichter: Es ist bunt, quirlig und
überwältigend lebendig, und dann
wieder stinkt es, ist dreckig und laut.
Ob das so bleibt? Die Stadt sanieren,
ohne ihr Flair und ihre Lebensart zu
zerstören, darauf wird es ankommen.
Es sind aufregende Zeiten für Marseille,
die widerspenstige Schönheit.
im Landesinneren wohnenden Keltoli-
gurer seine Tochter vermählte. Nach
alter Sitte durfte sich Gyptis aus den
vollzählig versammelten Adeligen
ihren Bräutigam aussuchen, indem sie
ihm einen Pokal überreichte. Ihre
Wahl fiel auf einen der Gäste, den
schönen Anführer der Griechen. Protis
und Gyptis wurden vermählt, und die
Mitgift der Prinzessin war jener Hügel,
auf dem heute die Kirche Notre-
Dame-de-la-Garde steht.
Soweit die Sage. Dass die Fremden
und die Einheimischen miteinander
auskamen, beweist jedenfalls der Na-
me der Stadt: Massalia ist eine Schöp-
fung aus dem noch gebräuchlichen
Mas für Haus oder Siedlung und Salier
oder Saluvier , dem Namen des Kelten-
stammes.
Bald siedelte fast die ganze Stadt
Phokäa, von den Persern bedroht,
nach Massalia über. Die neue Sied-
lung blühte auf, griechische Stadtkul-
tur wuchs, der Geldverkehr hielt Ein-
zug. Und die Griechen erwiesen sich
- anders als später die eroberungslus-
tigen Römer - als gute Nachbarn, von
denen die Keltoligurer vieles lernten.
Das griechische Massalia war na-
türlich viel kleiner als die heutige Stadt.
Es erstreckte sich, etwa 50 ha groß, auf
dem Gebiet nördlich des Vieux Port.
(Die Besiedlung des südlichen Ufers
begann erst im 17. Jh.) Das Meer
selbst ragte in der Antike noch weiter
in die Stadt hinein, und zwar in Form
eines Horns, welches sich, den heuti-
gen Hafen verlängernd, nach Norden
bog und über die Jahrhunderte all-
mählich versandete.
Geschichte
Marseille verstehen heißt, seine Ge-
schichte verstehen. Vieles, dem mit
Unverständnis zu begegnen man sich
angewöhnt hat, erwächst aus der na-
türlichen Lage der Stadt, und die Pro-
bleme wie die Chancen, die ihr daraus
entstehen, sind die gleichen geblieben
wie vor zweieinhalb Jahrtausenden.
Marseille ist die älteste Stadt Frank-
reichs. Gegründet wurde sie von Ein-
wanderern, genauer: Sie ist Kind einer
Liebesheirat zwischen denen, die da
waren und denen, die kamen. Im Jah-
re 600 v. Chr. segelten die Phokäer,
Griechen aus Kleinasien, an der Mittel-
meerküste entlang. Sie entdeckten das
natürliche Hafenbecken des späteren
Marseille, die Hügel am Meer und die
schützende Bergkette im Hintergrund.
Sie gingen an Land, und zwar - nun
beginnt die Sage - ausgerechnet an
jenem Nachmittag, da der König der
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