Travel Reference
In-Depth Information
schnitten, dem Canal St-Sébastien.
Sie ist damit von jeher das Viertel der
Fischer und am malerischsten dort, wo
sich der kleine Kanal zu einem Bassin
weitet. Dieser Miroir aux Oiseaux
(Spiegel der Vögel) besteht aus einem
Ensemble kleiner Häuser direkt am
Ufer, deren Fassaden in bunten Farben
angemalt sind - man sagt, mit den
Resten jener Farben, die für die Fi-
scherboote verwandt wurden. Eine
provenzalische Idylle, wie man sie an
diesem Verkehrsknotenpunkt gar nicht
anzutreffen hoffte.
Schräg gegenüber zeigt die Kirche
Ste-Madeleine von 1681 ihre nicht
weniger bemerkenswerte Fassade, ein
Beispiel von Barockarchitektur, rar in
der Provence, jedoch häufig in Marti-
gues. Reich dekoriert, gegliedert
durch ein aufwendiges Portal und eine
schlichtere obere Hälfte, zeugt sie
vom Reichtum des Handelsortes im
17. Jh. Das gilt auch für das ehemalige
Hôtel de Ville an der Ecke von Miroir
aux Oiseaux und großem Kanal. Die-
ses schöne Hôtel particulier entstand
ebenfalls im 17. Jh. nach dem Vorbild
der Stadthäuser des Adels in Aix.
Man kann nun dem Canal St-Sébas-
tien folgen bis zur modernen Biblio-
thek, ihn dann auf einer kleinen Brü-
cke überqueren und hinüber sehen
nach Ferrières, wo genau gegenüber
das neue Rathaus von Martigues ins
Auge fällt: 1983 vollendet, will dieser
aufwendige Bau bewusst den in der
Provence so wichtigen „öffentlichen
Raum“ symbolisieren, gleichzeitig in
der Verschiedenheit seiner Farben die
Tradition der Stadt fortführen. Die
äußeren Flügel sind so gebaut, dass sie
später einmal erweitert werden kön-
nen - weise Voraussicht in einem
Landstrich, der seine Städte so sprung-
haft hat wachsen sehen.
Auf dem Rückweg zur Rue de la Ré-
publique kann man sich nun ein wenig
nördlich halten und ein Viertel durch-
queren, in dem Alt und Neu eine bun-
te Symbiose eingehen. Mit großem
Aufwand sind heruntergekommene
Häuser saniert und neue gebaut wor-
den, wiederum verschiedenfarbig im
Stil der Stadt. Dabei hat man Überres-
te der Besiedlung im 5. Jh. v. Chr. ge-
funden, die in einer Vitrine ausgestellt
sind ( Musée-vitrine Archéologique,
Place Maritima).
Eines der wenigen Beispiele ziviler
Architektur des Mittelalters in der Pro-
vence ist schließlich der Palais Com-
tal (12. und 13. Jh.) an der Place
Comtal.
Im Stadtteil Jonquières gibt es eine
weitere Kirche mit klassischer, aber
diesmal weniger aufwendiger Fassade,
nämlich St-Geniès von 1625.
Wenige Schritte entfernt liegt die
Chapelle de l'Annonciade des Péni-
tents Blancs, auch sie aus dem 17. Jh.
Während die bescheidene Eingangs-
tür mit Merkmalen der Renaissance
auf eine ältere Kapelle vom Beginn
des 17. Jh. zurückgeht, trägt der unver-
gleichlich prächtiger dekorierte Innen-
raum rein barocke Züge und entstand
im letzten Drittel des 17. Jh.
Geöffnet: Juli-Sept. nachmittags, in den
restlichen Monaten nur im Rahmen bestimm-
ter Führungen. Eintritt frei.
Search WWH ::




Custom Search