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Wirtschaft und Ökologie
Der Etang de Berre entstand durch ei-
ne Absenkung des Bodens aufgrund
von Erderosion und dessen spätere
Überschwemmung durch das Meer.
Der salzhaltige See weist eine Tiefe
von nur sechs bis neun Metern auf
und hat mehrere Zuflüsse, an deren
jeweiligem Delta Sümpfe, Lagunen
und Salinen liegen. Seine Fläche be-
trägt etwa 155 km 2 bei einer Küsten-
linie von etwa 75 km Länge.
Der Mensch hat den Etang de Berre
schon früh wirtschaftlich genutzt: zur
Salzgewinnung und für Muschel- und
Fischfang. Gründlich verändert hat
sich die Situation in den 1920er Jah-
ren. Eine Eisenbahnstrecke hatte es
zwar schon seit ein paar Jahrzehnten
gegeben, aber nun wurden Teile des
Etang de Berre (Port-de-Bouc, Marti-
gues, Berre) dem gewaltigen Hafen
von Marseille zugeschlagen. Später
kam noch Fos hinzu, und es entstand
der heutige „Europort Sud“.
Marseille, eingezwängt zwischen
Meer und Bergketten, erhielt in den
1930er Jahren durch den Canal de
Marseille au Rhône direkten Zugang
zu diesem wichtigen Fluss. Der über
7 km lange Tunnel, der dafür gegraben
wurde, ist nach Einstürzen allerdings
längst außer Betrieb. Gleichzeitig ver-
tiefte man die - ursprünglich natürli-
che - Verbindung zwischen Etang und
Meer in Martigues. So konnten auch
große Schiffe den See erreichen - bei-
spielsweise die Erdöltanker, die über
den Suezkanal aus dem Nahen Osten
kamen.
Zudem eignete sich der Etang mit
seinen niedrigen, unverbauten Ufern
ideal zur Anlage großer Öldepots, die
sich, durch staatliche Programme ge-
fördert, schnell zu riesigen Raffinerien
auswuchsen: zuerst 1931 in Berre,
kurz darauf in Lavéra und La Mède.
Natürlich nahm mit der rasant steigen-
den Abhängigkeit Europas vom Erdöl
auch die Bedeutung dieser wichtigs-
ten französischen Einfuhrschleuse ge-
waltig zu.
Und wo der Landstrich schon ein-
mal brummte, siedelten sich weitere
Industrien an. Die kleinen, alten Orte
vervielfachten ihre Einwohnerzahl, der
zentralistische Staat reagierte und
stampfte in den 1960er Jahren ganze
Villes nouvelles aus dem Boden -
nach dem Muster der Pariser Banlieu-
es: Vitrolles, Istres, Miramas und vor al-
lem Fos. Städteplaner, Architekten und
Soziologen verwirklichten ihre Visio-
Blick auf den Etang
 
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