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hofft neue Daseinszweck fehlende
Identität? Es lebt sich nicht gut hinter
diesen Mauern. Nicht gesund in der
ewigen Feuchtigkeit der Sümpfe, nicht
leicht so abgeschnitten am Rand der
Camargue. Die Toten Wasser gaben
der Stadt den Namen: Manchmal las-
ten sie wie ein Fluch auf ihr.
Sie wurden aber ihrerseits von den Ar-
magnacs belagert und, als diese die
Stadt erobert hatten, getötet und in
den später so genannten Burgunder-
turm geworfen. Die Leichen hatte man
vorher gesalzen, um die Seuchenge-
fahr einzudämmen.
Und Aigues-Mortes blieb seiner Be-
stimmung treu. Wehrhaft und in stol-
zer Einsamkeit der Sümpfe, wählten es
in den Religionskriegen die Hugenot-
ten als Zuflucht. Es erging ihnen kaum
besser als den Burgundern: Die Zu-
flucht wurde, einmal vom Gegner er-
obert, zum Gefängnis. Nach der Auf-
hebung des Ediktes von Nantes saßen
Hugenotten vor allem in der Tour
Constance ein. Eine gewisse Marie Du-
rand verschwand im Alter von 15 Jah-
ren in diesem Verlies. 38 Jahre später
erst, 1768, kam sie frei, starb aber kurz
darauf an den Folgen des Gefängnis-
aufenthalts. Noch im Jahre 1815 saßen
Offiziere Napoleons hinter den dicken
Mauern ein.
Geschichte
Als Ludwig IX., der Heilige, zu seinem
ersten Kreuzzug aufbrechen wollte,
fehlte ihm dazu ein Hafen am Mittel-
meer. Land besaß er nicht in Südfrank-
reich, er musste es kaufen. Die Wahl
fiel auf die Gegend des heutigen
Aigues-Mortes. Den neuen königli-
chen Besitz markierte zunächst nur ein
Wehrturm in den Sümpfen, die Tour
Constance. Sie ist also die Keimzelle
jener Stadt, die selbst erst unter den
Nachfolgern Ludwigs entstand. Ende
des 13. Jh. war sie fertig, Philipp der
Schöne ihr letzter Bauherr.
Aigues-Mortes diente tatsächlich als
Hafen mehrerer Kreuzzüge. Auf 38
Schiffen legte das vieltausendköpfige
„Heer der Christenheit“ 1248 ab, der
König in seinen Gemächern und mit
eigener Kapelle auf dem Admirals-
schiff. Sechs Jahre blieb Ludwig im
Heiligen Land. Als er im Jahr 1270 er-
neut von Aigues-Mortes aus aufbrach,
kam er nur bis Tunis, wo ihn die Pest
erwartete.
Schon im 14. Jh. versandete der Ha-
fen; die künstliche Siedlung wurde
daraufhin ganz aufgegeben.
Im Hundertjährigen Krieg eroberten
1418 die Burgunder Aigues-Mortes.
Sehenswertes
Aigues-Mortes besaß einst nur einen
einzigen Zugang, der von Norden her
auf einem schmalen Damm die Sümp-
fe überquerte und drei Kilometer vor
der Stadt durch einen Turm mit Fall-
gitter führte. An dieser Tour Carbon-
nière aus dem 14. Jh. führt heute die
D 58 vorbei.
Beim Näherkommen gewahrt man
schon die eigentliche Sehenswürdig-
keit des Ortes, die über 2 km umfas-
sende Stadtmauer aus dem 13. Jh. Sie
blieb völlig unversehrt mit ihren 15
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