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der Bedeutungslosigkeit heraustreten.
Damals waren Kommunalwahlen, und
als erste Kommune in ganz Frankreich
wählte St- Gilles einen rechtsradikalen
Bürgermeister aus den Reihen des
Front National - damals noch ein Auf-
sehen erregender Akt, der später
Schule machen sollte, auch und vor al-
lem in der Provence.
Bis dahin war St-Gilles nur Kunst-
freunden ein Begriff, denn das Städt-
chen, das so radikal mit der politi-
schen Tradition brach, bewahrt einzig-
artige kunsthistorische Schätze. Die
Fassade der Kirche ist das vielleicht
bedeutendste Beispiel provenzali-
scher Romanik, mehr noch als St-Tro-
phime in Arles.
nicht das weltabgewandte Leben war,
nach dem er suchte, zog sich Ägidius
als Eremit in die Einsamkeit am Rand
der großen Sümpfe zurück - ins heuti-
ge St-Gilles - und ließ sich von einer
Hirschkuh ernähren. Als diese eines
Tages gejagt wurde, vielleicht vom Kö-
nig der Westgoten, floh sie zu Ägidius,
der den schon abgeschossenen Pfeil
in der Luft anhielt. Der König, ergriffen
und beeindruckt, beauftragte Ägidius
mit der Gründung eines Klosters, die
bald darauf der Papst genehmigte.
Selbstredend sprach man Ägidius
später heilig. Sein Grab entwickelte
sich zum Ziel von Pilgern, auch des-
halb, weil es auf dem Weg zwischen
Italien und Santiago de Compostela
lag und der Hafen von Rom aus leicht
erreichbar war. Das Kloster kam im
11. Jh. zu Cluny - ein Glücksfall, denn
erst das reiche Mutterhaus ermöglich-
te die romanischen Prachtbauten, die
wir heute in St-Gilles bewundern.
Im 13. Jh. soll St-Gilles auf eine Ein-
wohnerzahl von etwa 40.000 gekom-
men sein - heute sind es 12.000. Als
Handelsort mit wichtigem Hafen
machte es Arles Konkurrenz. Raimund
IV. („von St-Gilles“) startete von hier
aus zum ersten Kreuzzug. 1265 wurde
gar ein gewisser Guy Foulques aus St-
Gilles unter dem Namen Clemens IV.
zum Oberhaupt der Christenheit be-
stimmt.
In die Blütezeit des 13. Jh. fällt auch
eine legendäre Szene, die sich in der
Kirche abgespielt haben soll: Weil Ray-
mond VI. die Katharer, einen Teil sei-
ner Untertanen, trotz päpstlicher Ver-
folgungen begünstigte - damals war
Geschichte
Das Felsplateau des heutigen St-Gilles
war wohl schon in antiker Zeit besie-
delt, allerdings wissen wir kaum etwas
darüber. Im frühen Mittelalter soll der
Ort jedenfalls nicht mehr bestanden
haben. So setzt die Geschichte des
heutigen St-Gilles immer noch mit der
sagenumwobenen Klostergründung
im 8. Jh. ein. Die Legende ist eine der
schönsten und bekanntesten der Pro-
vence: Der reiche Athener Kaufmann
Ägidius verschenkte, einer göttlichen
Eingebung folgend, seinen gesamten
Besitz an die Armen, setzte sich in
Athen in ein Boot und ließ es treiben.
Er landete in der Camargue, auch dies
natürlich dank höchster Fügung, blieb
einige Zeit in bischöflicher Obhut und
vollbrachte auch das eine oder andere
Wunder. Doch begreifend, dass dies
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