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Landschaften und Pflanzen
chung an ihrer Einwirkung hinderte,
im Schlechten wie im Guten? Die Lö-
sung war der Wasserbedarf der Land-
wirtschaft, vor allem des Reisanbaus.
Die Wasser der Rhône sollten nun
wieder durch die Camargue fließen,
diesmal jedoch auf künstlichen We-
gen: Ein Bewässerungsnetz mit mehre-
ren Pumpstationen entstand, wurde
erweitert und modernisiert, je mehr
die Reiswirtschaft ihren Aufschwung
nahm. Deren Wasserverbrauch ist so
immens (400 Mio. Hektoliter pro
Jahr), dass nur wenig davon verduns-
tet. Das gebrauchte Wasser wird zu ei-
nem Teil in den Fluss zurückgeleitet, zu
einem Teil in die Etangs, die ohne die-
sen Zufluss austrocknen würden. Die
Salzwirtschaft wird ebenfalls durch
Pumpstationen versorgt, jedoch natür-
lich mit salzigem Meerwasser.
Die Teiche, 10.000 ha Sumpf,
10.000 ha Salzfelder und 15.000 ha
Reisfelder sind also absolut abhängig
von diesem Bewässerungssystem. Ein
zerbrechliches Gleichgewicht hat sich
eingespielt. Gefahren für das künstlich
erhaltene Ökosystem liegen vor allem
in ökonomischen Schwankungen, wel-
che die Fläche der Reis- und Salzfelder
beeinflussen können und somit die
Mengen an Süß- und Salzwasser.
Schließlich bedrohen auch Klimaver-
änderungen die Camargue, Nieder-
schlagsschwankungen im Besonderen.
Der Mythos einer wilden und unbe-
zähmbaren Landschaft ist also schon
längst dahin, das Rhônedelta in Wirk-
lichkeit ein vom Menschen kontrollier-
tes Gebiet, das dieser Kontrolle heute
mehr denn je bedarf.
Das Delta der Rhône ist eine völlig fla-
che Landschaft, deren höchster Punkt
nur vier Meter über dem Meeresspie-
gel liegt, der niedrigste gar 1,50 Meter
unter ihm. Das Meer war also stets ei-
ne Bedrohung für dieses Sumpfland,
daran änderte auch der Bau der Digue
à la Mer nichts. Seitdem das Meer
nämlich keinen Sand, Schlick und
Schlamm mehr von der Rhône erhält,
an dem es sich austoben kann, nimmt
es sich an den Stränden und Dünen
der Camargue, was ihm gebührt. Am
meisten bedroht von den Fluten, weil
an exponiertester Stelle, sind die Salz-
industrie im Osten und Les Stes-Ma-
ries-de-la-Mer. Im 17. Jh. lag es noch
ganze 2 km von der Küste entfernt, zu
Beginn des 19. Jh. waren es dann nur
noch 600 m, und seit dem letzten
Jahrhundert grenzt die Stadt direkt ans
Meer.
Die Dünen dienen als natürlicher
Damm, sind jedoch sehr empfindlich
und dürfen keinesfalls betreten wer-
den. Um sie vor Meereswind und Mis-
tral, dem grausamen Nordwind, zu
schützen, befestigt man sie mit gani-
velles , einer großen Zahl eng neben-
einanderstehender Hölzpflöcke.
Drei verschiedene Landschaftsfor-
men der Camargue sind zu unter-
scheiden:
Die Basse Camargue: Sie besteht
zunächst aus den weiten Stränden
zwischen dem Golf von Aigues-Mor-
tes und der Mündung der Großen
Rhône. Auf sie folgt diese so zerbrech-
liche Dünenlandschaft mit Gräsern,
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