Arles - Provence - page 310

ne, jenes „Gelbe Haus“, in dem van
Gogh lebte. Das Haus beherbergte zu
van Goghs Zeit Wohnungen und ein
Lebensmittelgeschäft, später wurde es
in eine Bar umfunktioniert; 1944 wur-
de es ausgebombt.
Der Künstler liebte sein gelbes Haus
über alles. Gelb war schließlich in der
damals neu entdeckten japanischen
Kultur die Farbe der Freundschaft -
und gerade die vermisste der einsame
Künstler so sehr. Das Haus wurde
schließlich zum Schauplatz eines
Dramas, einer echten Grenzerfah-
rung, die van Gogh nur noch mehr in
die geistige Umnachtung trieb.
Hier in Arles nämlich dachte der
Maler an die Verwirklichung eines
schon länger in ihm schwelenden
Traumes: die Gründung einer Künstler-
kolonie. So kam im Oktober 1888 sein
Pariser Malerkollege Paul Gauguin in
Arles an und zog mit ihm in sein gel-
bes Haus. Der häusliche Friede und
auch die Einigkeit auf künstlerischem
Terrain waren nur von kurzer Dauer. In
dem sicheren Gefühl, bald verlassen
zu werden, verlor van Gogh mehr und
mehr die Selbstkontrolle. In einem
Streit warf er ein Absinthglas nach
dem Freund, bespitzelte ihn nachts, ob
er nicht schon geflohen sei, und ver-
folgte ihn schließlich auf einem
Abendspaziergang in der Vorweih-
nachtszeit 1888 und bedrohte ihn mit
einem Rasiermesser. Von Halluzinatio-
nen und unbändigen Schmerzen ge-
trieben, schnitt sich van Gogh mit die-
sem Rasiermesser selbst ein Ohr ab
und gab es, eingewickelt in ein Ta-
schentuch, einer Prostituierten - dann

Straße ab - doch dieser ist mitnichten
der echte! Das Original wurde näm-
lich beim Bau der Umleitung des Ka-
nals von Arles zerstört. Die heute zu
besichtigende Brücke ist der gemalten
jedoch täuschend ähnlich, da es sich
hierbei um eine der zehn fast identi-
schen Brücken handelt, die um 1825
am alten Kanal errichtet wurden. Trotz
des touristischen Tricks strahlt der Ort
überraschenderweise etwas von der
Atmosphäre der Bilder van Goghs aus.
An der Place Lamartine im Norden
der Stadt stand einst die Maison Jau-

Van-Gogh-Kostüm