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Auf den Spuren
Vincent van Goghs
zahlreiche Gläubige ihre toten An-
gehörigen mit einem Goldstück für die
Bestattungskosten zwischen den Zäh-
nen in schaukelnden Salzfässern die
Rhône hinunter. Viele von ihnen ka-
men gar nicht oder zumindest ohne
Goldstück an, trotzdem hat man sich
den frühchristlichen Friedhof mit meh-
reren parallelen Alleen und etwa dop-
pelter Länge sehr viel größer als den
heutigen vorzustellen. Normalerweise
wurden die Sarkophage nicht vergra-
ben, doch die ungeheure Nachfrage
zwang bald zum Übereinandersta-
peln, wie man es an den Ausgrabun-
gen vor der Kirche St-Honorat beob-
achten kann.
Diese steht heute am Ende der Allee
und ist ein um 1170 begonnener ro-
manischer Bau mit einem bemerkens-
wert schönen, achteckigen Glocken-
turm. Wegen der Katharerkriege blieb
die Kirche unfertig; erst im 17. Jh. wur-
de die Westseite des Kirchenschiffes
durch eine provisorische Wand ge-
schlossen. Vorher soll an dieser Stelle
St-Jean gestanden haben, die Kirche
des ersten Frauenklosters der Proven-
ce unter der Äbtissin Cäsaria, der
Schwester des Bischofs Cäsarius von
Arles.
Chateaubriand soll über die Alys-
camps gesagt haben: „Je n'ai jamais
rencontré de lieu qui m'ait plus tenté
d'y mourir“. („Ich bin niemals einem
Ort begegnet, der mich mehr verführt
hat, dort zu sterben.“)
Weltberühmte Bilder wie die „Zwölf
Sonnenblumen in einer Vase“, „Der
Landbote Joseph Roulin“, „Das Schlaf-
zimmer des Künstlers in Arles“ oder
das „Selbstbildnis mit verbundenem
Ohr“ hat Vincent van Gogh (1853-
90) während seines Aufenthalts in
Arles 1888/89 gemalt. Die Bewohner
von Arles konnten mit dem keiner ge-
regelten Arbeit nachgehenden Künst-
ler, der viel trank, rauchte, leicht ausfäl-
lig wurde und sonst nur manisch bis
zur Erschöpfung malte, nicht viel an-
fangen. Seine farbstarken Bilder mit
ihrem kräftigen Pinselstrich und der
dicken, reliefartig wirkenden Farbe
stießen auf Unverständnis und Verwir-
rung. Heute wird der verschrobene, zu
seinen Lebzeiten völlig verkannte
Künstler als Genie angesehen und als
Mythos verehrt.
Vor allem die Zeit in Arles gilt uns
heute als Höhepunkt in seinem
künstlerischen Schaffen. In wenigen
Monaten hat er hier 150 Bilder gemalt,
doch die Stadt - ein ähnlicher Fall wie
Cézanne und Aix-en-Provence - be-
sitzt kein einziges davon.
Trotzdem kann man sich auf die
Spurensuche begeben, kann die Orte
seines Schaffens erkunden. Da sei
zunächst einmal hingewiesen auf den
berühmten Pont de Langlois, jene
Brücke von Arles, der van Gogh auf
zweien seiner Gemälde zu Ewigkeit
verholfen hat. Von der D 35 Richtung
Port St-Louis zweigt nach etwa 3 km
links eine zum Pont ausgeschilderte
St-Honorat, Tel. 04.90.49.59.05 (Mairie).
Öffnungszeiten: Nov.-Feb. 10-12 und 14-17
Uhr, März, April und Okt. 9-12 u. 14-18 Uhr,
Mai-Sept. 9-19 Uhr.
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