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Die Unruhen der Völkerwanderung
erschütterten jedoch ab dem 5. Jh.
auch Arles. 480 nahmen es die West-
goten unter Eurich ein und errichteten
hier ihre Residenz. Ostgoten, Burgun-
der und schließlich die Franken folgten
ihnen als Belagerer. Nicht nur äußer-
lich schrumpfte Arles auf seinen Kern
zusammen und funktionierte seine an-
tiken Prachtbauten zu Verteidigungs-
bauten um, auch die politischen und
sozialen Strukturen zerfielen. Es dauer-
te bis ins 11. und 12. Jh., dass es seine
geistige und wirtschaftliche Kraft zu-
rückgewann.
Seit der zweiten Teilung des Reichs
Karls des Großen (855) gehörte die
Stadt zum Königreich der Provence,
das 943 zum Königreich Burgund-Pro-
vence wurde. Bis 1032 war Arles des-
sen Hauptstadt. In der Zeit der gräfli-
chen Provence unter der nominellen
Vorherrschaft des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation büßte es
seine Austrahlung nicht ein. Seine
Wichtigkeit beweist, dass sich Kaiser
Friedrich Barbarossa 1178 in der Ka-
thedrale St-Trophime zum König von
Arles krönen ließ. Die Vertreibung des
imperialen Stellvertreters durch Rai-
mond Bérenger 1239 markiert das En-
de einer eigenständigen Geschichte
Arles (seine politische Vormachtstel-
lung musste es schon bald an Aix ab-
treten) und den Beginn eines Schick-
sals, das sie unter dem Haus Anjou
mit der übrigen Provence teilte.
Das moderne Arles ist mit etwa
76.000 Hektar die flächenmäßig größ-
te Kommune Frankreichs, da weite Tei-
le der Camargue zu ihrem Stadtgebiet
zählen. Von den 53.000 Einwohnern
wohnen 35.000 in der Stadt selbst.
Obwohl Arles natürlich seine Rolle in
der Antike als großes Handelszentrum
verloren hat, ist es dennoch als regio-
naler Umschlagplatz der landwirt-
schaftlichen Produkte von einiger Be-
deutung, lebt vom Salzabbau, der
Schaf-, Rinder- und Pferdezucht in der
Camargue und gilt als die „europäi-
sche Reis-Hauptstadt“. Die Industrie
(Metallurgie, Chemie, Papier) leidet
vor allem unter der Konkurrenz der na-
he gelegenen Industriezentren rund
um den Etang de Berre.
Sehenswertes
Place de la République
Ein auf den ersten Blick vielleicht
nicht offensichtlicher, aber auf den
zweiten umso überzeugenderer Ort,
sich der Stadt zu nähern, ist die Place
de la République. Zwar baumlos und
kühl und selbst erst im 17. Jh. in italie-
nischem Stil angelegt, vereinigt sie
doch auf erstaunliche Weise Bauten
verschiedenster Epochen der Stadtge-
schichte und erscheint wie eine Reise
durch eine bewegte Vergangenheit.
An die hohe Blüte der Stadt in anti-
ker Zeit erinnert ein hoch aufragender
Obelisk in der Mitte des Platzes, der
einst den römischen Zirkus schmück-
te. Man entdeckte ihn im 14. Jh. und
plazierte ihn 1675/76 direkt gegen-
über dem gerade neu gebauten Hôtel
de Ville. Der arlesische Künstler Jacques
Peytret errichtete das barocke Gebäu-
de von 1673-75 nach Plänen von Jac-
ques Hardouin Mansart, seinerzeit der
 
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