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fe offensichtlich fortschritten, vom al-
ten Teil ganz unten bis hin zu den bei-
den identischen oberen Etagen, die al-
lerdings wohl im 17. Jh. erneuert wor-
den sind. Besteigen lässt sich das 42
Meter hohe Wahrzeichen übrigens
nicht: Seit jeher fehlt die Treppe.
Wo ein Turm, da auch eine Kathe-
drale. Doch die heutige Kirche führt in
die Irre. Die Tour Fenestrelle gehörte
zu einer älteren, ebenfalls romani-
schen Kirche und ist das einzige, was
die zerstörerischen Religionskriege
von ihr übrigließen.
Die heutige Kathedrale stammt aus
der Mitte des 17. Jh.; allein ihre Fassa-
de scheint noch den Vorgängerbau zu
zitieren, sie ist neoromanisch und kam
im 19. Jh. dazu. Da hatte das Gemäuer
längst seine Umfunktionierung zum
„Tempel der Vernunft“ hinter sich -
ein Akt der Revolution, bei dem ne-
benbei fast das ganze Mobiliar ver-
schwand. Daher wirkt die Kathedrale
etwas sparsam ausgestattet für einen
bedeutenden Bischofssitz, mit Aus-
nahme der Orgel. Die stammt aus
dem späten 17. Jh. und gehört zu den
schönsten Exemplaren klassischer fran-
zösischer Orgelbaukunst.
An die Kathedrale grenzt der Bi-
schofspalast, l'Ancien Evêché. Auch
er entstand im 17. Jh., als die Religions-
kriege überstanden waren, und erleb-
te im 18. Jh. einen Umbau. Es ist un-
verkennbar, dass die Bischöfe von
Uzès mächtig und reich waren, vor al-
lem in diesem 18. Jh. Freilich standen
sie da schon kurz vor der Abberufung:
1790 wurde Nîmes Bischofsstadt, und
in den frisch renovierten Palast zogen
würdige Nachbewohner ein - die In-
sassen eines Gefängnisses. Das platzte
in revolutionären Zeiten natürlich aus
allen Nähten, entsprechend litt das
Gebäude, und als es 1971 endlich res-
tauriert werden sollte, fielen die In-
nenräume großenteils in sich zu-
sammen. Gerade für das Heimatmu-
seum blieb noch Platz.
Musée Municipal Georges Borias, im
Bischofspalast, Place de l'Evêché, Tel. 04.66.
22.40.23. Sammlung zur Archäologie, Kunst
und Volkstradition, dazu Gemälde und vor al-
lem Keramik (Uzès ist seit Urzeiten dafür be-
kannt aufgrund seiner geologischen Voraus-
setzungen). Geöffnet tgl. außer Mo 15-18
Uhr, Nov.-Feb. 14-17 Uhr, Juli und Aug. 10-
12 und 15-18 Uhr. Eintritt: 3 ⁄.
Hinter der Tour Fenestrelle versteckt
sich in einem kleinen Garten noch der
Pavillon Racine. Er wurde 1687 ge-
baut und ist nach dem Dichter be-
nannt, der allerdings 25 Jahre vorher
Uzès besucht hatte. Damals zog sich
Racine in die Ruine eines alten Turms
zurück und meditierte, oder, wie man
in Uzès lieber sagt, er spürte seine Be-
rufung zur Literatur in jugendlicher
Brust knospen. Wie auch immer, die
Ruine passte nicht mehr recht zum
aufstrebenden Uzès, man ersetzte sie
durch den heutigen Pavillon. Später,
als Racine selbst Geschichte war, hät-
te man natürlich gern die Ruine vorge-
zeigt. Es blieb aber nur, den Nach-
folger nach dem Dichter zu taufen.
Die Place de l'Evêché, an die all die-
se Monumente grenzen, ist so etwas
wie die Visitenkarte von Uzès. Von der
Terrasse hinter der Tour Fenestrelle
fällt der Blick in die weite Ebene, und
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