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Umgebung
von Les Baux
Austrocknung verschwand. Die antike
Blütezeit scheint fortzuleben in die-
sem romanischen Bauwerk des späten
12. Jh.: Die aufwendige, antikisierende
Fassade - unter einem Bogen ist das
eigentliche Portal umgeben von zwei
Säulen, die von einem dreieckigen
Giebel gekrönt werden - steht in ei-
genartigem Kontrast zur Schlichtheit
des Baukörpers selbst. Von den vielen
romanischen Kapellen der Region ist
St-Gabriel so eine der ungewöhnlichs-
ten und interessantesten. (Um das In-
nere zu besuchen, muss man sich im
Office de Tourisme von Tarascon um
den Schlüssel bemühen.)
Fontvieille
ist ein malerisches Dorf,
das sich entschieden hat, vom Erbe
Al-
phonse Daudets
zu leben. Der ver-
brachte in seiner Jugend ein paar Jah-
re hier, was ihn zu den „Briefen aus
meiner Mühle“ inspirierte - in Frank-
reich Lektüre jedes Schulkindes, heilig
wie
La Fontaine
und
Victor Hugo.
Die
„Mühle Daudets“
also ist touristischer
Höhepunkt und doch nur Aufschnei-
derei. Der Schriftsteller hat diese Müh-
le nämlich nie besucht. Die Fontvieil-
ler, ganz unfreiwillig dem Daudet'-
schen Klischee vom provenzalischen
Flunkerer folgend, suchten einfach ir-
gendeine Mühle aus und erklärten sie
zur Attraktion.
‡
IX/D2-3
Westlich unterhalb des Plateaus öff-
nen sich zwei sehenswerte Täler. Das
sagenumwobene
Val d'Enfer,
zu
Deutsch Höllental, soll mit seinen
Grotten schon im Neolithikum Men-
schen Zuflucht geboten haben. Der
Legende nach hatte
Dante
hier seine
höllischen Visionen. 1960 drehte
Jean
Cocteau
in der bizarren Landschaft
mit skurrilen Steinen seinen letzten
Film „Le Testament d'Orphée“.
Im
Vallon de la Fontaine
entdeckte
Frédéric Mistral
den Pavillon de la
Reine Jeanne aus der Renaissance,
dem er seine eigene Grabstätte nach-
empfinden ließ. Wer den Friedhof von
Maillane besucht, wird die Ähnlichkeit
feststellen.
Der schönste Blick auf Les Baux bie-
tet sich vom
Plateau des Bringasses
(auf der D 27 nach Norden; nach etwa
einem Kilometer rechts in einen klei-
nen, steil ansteigenden Weg abbiegen
und bis zum Gipfel folgen).
Südliche Alpilles
‡
IX/D2
Wir verlassen Tarascon über die
D 970. Während sich die Papierfabrik
noch durch ihr unverwechselbares
Aroma bemerkbar macht, gewahrt
man links der Landstraße eine eigenar-
tige, große Kapelle:
St-Gabriel.
Hier
befand sich das antike Ernaginum an
einem damals noch existierenden
Flussarm mit einem Hafen, der durch
Germaneneinfälle und später durch
Moulin de Daudet,
Tel. 04.90.54.60.78,
geöffnet in der Saison ca. 10-18 Uhr, Eintritt:
2,50
⁄
.
Dabei ist das
Dorf
selbst viel interes-
santer. Einst lebte es von seinen Stein-
brüchen, die das Baumaterial etwa für
die Börse und den Palais Longchamp