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Les Baux
mond II. als einzigen Erben die kleine
Tochter Alix hinterließ. Ihr Vormund
Raymond de Turenne riss das Erbe zeit-
weilig an sich und ging dank seiner
Brutalität - Gefangene pflegte er vom
Plateau aus in die Tiefe zu werfen - als
„Geißel der Provence“ in die Ge-
schichte ein. Mit der kinderlosen Alix
starb das Geschlecht von Baux 1426
aus. Der Besitz fiel kurz darauf an die
Grafschaft der Provence und mit ihr
dann an Frankreich. Die Festung, stei-
nernes Symbol Jahrhunderte währen-
der Macht, ließ Ludwig XI. vorsichts-
halber schleifen.
Dennoch sollte Les Baux im 16. Jh.
eine neue Blüte erleben. Adelsfamilien
ließen sich nieder, die Siedlung wuchs
weit über ihre mittelalterliche Größe
hinaus, selbst die Festung wurde neu
aufgebaut. Damals entstanden die
prächtigen Renaissancehäuser in der
Unterstadt.
Der zweiten Blüte folgte ein zweiter
Verfall. Die Ideen der Reformation ver-
breiteten sich in Les Baux, protestanti-
sche und katholische Familien befeh-
deten einander. Und wieder kam es
zum Konflikt mit der Zentralmacht:
Les Baux unterstützte 1630 den Auf-
stand von Aix gegen den französi-
schen König, und als es dann, nach 27
Tagen der Belagerung, eingenommen
wurde, baten die Bewohner, aller Kon-
flikte überdrüssig, den König selbst
darum, die Festung erneut zu schlei-
fen. Elf Jahre später schenkte Ludwig
XIII. das Marquisat Les Baux den mo-
negassischen Grimaldis, die es erst in
der Revolution gegen eine Entschädi-
gung verloren.
IX/D3
„Man kommt von Saint-Rémy, wo die
Provence-Erde lauter Felder von Blu-
men trägt, und auf einmal schlägt alles
in Stein um“ - treffender als Rainer
Maria Rilke kann man den Kontrast
zwischen der üppigen Ebene und der
kargen Felslandschaft um Les Baux
kaum charakterisieren. Eine riesige fel-
sige Masse, ein gewaltiges Plateau,
Häuser krallen sich fest darauf, Mau-
ern, Tore, Kapellen, schließlich, am
äußersten Rand, über allem, die Ruine
der Burg. Ein Ort, unwirklich fast zwi-
schen dem grünen, fruchtbaren Gar-
ten weit unten im Tal und dem harten,
ungeheuren Blau des Himmels. Selbst
der gewaltige Zustrom der Reisenden,
der abschrecken mag, verblasst doch
vor der Größe dieser Landschaft.
Geschichte
Es versteht sich fast von selbst, dass ein
so ungewöhnliches Werk der Natur
wie dieses Plateau in frühester Zeit
schon besiedelt war. Der gewaltige
Felsen ist reich an Grotten, in denen
man Spuren vorgeschichtlicher Be-
siedlung gefunden hat. Die Festung
am Rande des Plateaus entstand im
10. Jh.; sie ist das Werk der legendären
Grafen von Baux, dieser ungeheuer
mächtigen Familie, ebenso hochmütig
wie streitlustig, die ihre Herkunft gern
von einem der Weisen aus dem Mor-
genland ableitete. Der erste derer von
Baux ist uns für das Jahr 950 bekannt.
Jahrhundertelang blieb Les Baux nun
im Besitz der Familie, bis 1372 Ray-
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