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dass das Kunstwerk wenigstens in die-
sem Zustand erhalten ist.
Neben der Kapelle öffnet sich - an
Stelle des Chores - nur noch ein gro-
ßes Loch. Dafür entschädigt der schö-
ne Blick auf das Fort St-André.
Auf der Nordseite der Kirche liegen
nun zwei Kreuzgänge. Der fast qua-
dratische kleine Kreuzgang (1353-
56) war seinerzeit mit schönen Fres-
ken ausgemalt, welche die Zeit leider
nicht überdauert haben. Bewusst zer-
stört wurden im 18. Jh. dann auch die
schönen Steinmetzarbeiten, welche
die Sockel des Spitzbogengewölbes
zierten. Die Mönche erlagen offen-
sichtlich dem Geschmack der Zeit und
ersetzten sie durch „moderne“ Stuck-
ornamente.
Der Kreuzgang ist umgeben vom
ehemaligen Speisesaal (Grand Tinel
oder Refektorium), der Sakristei, der
Schatzkammer und dem Kapitelsaal.
Dahinter, erreichbar über einen klei-
nen Hof, saß der Friseur, um den Mön-
chen die Tonsur zu schneiden.
Der große Kreuzgang ist nicht nur
größer, sondern vor allem viel länger
als der vorherige. Zwar stammt auch
er aus der Anfangszeit des Klosters,
wurde aber im 17. oder 18. Jh. erneu-
ert. Rundherum (wie auch um den
dritten Kreuzgang St-Jean) lebten die
Mönche. Jeder für sich in einer eige-
nen Zelle. Hier wurde gebetet, gear-
beitet und selbst gespeist, denn nur an
Sonn- und Feiertagen aß man gemein-
sam. Um die dauernde Einsamkeit
oder zumindest das ständige Allein-
sein zu ertragen und die zugeteilten
Arbeiten zu meistern, hatte jeder Bru-
der ein privates Gärtchen, das er
selbst bestellte. Eine dieser zweietagi-
gen Zellen ist zu besichtigen.
In der an den Kreuzgang grenzen-
den Kapelle des Grand Tinel sind die
Wandmalereien aus der Mitte des
14. Jh. zu einem großen Teil erhalten.
Sie zeigen Szenen aus dem Leben Jo-
hannes des Täufers, die Kreuzigung
und verschiedene Heilige. Wahr-
scheinlich stammen sie von Matteo
Giovanetti, der auch den Papstpalast
mit Fresken ausmalte.
Nach einem Brand des Klosters
1365 entstand der dritte Kreuzgang
St-Jean, renoviert im 17. Jh. In seine
schön renovierten Mönchszellen zie-
hen sich heute Künstler zum Arbeiten
zurück. Seit 1973 nämlich hat die
Chartreuse zu einer neuen Bestim-
mung gefunden. Seitdem ist sie ein
Kulturzentrum, verwaltet von dem
Centre International de Recherche, de
Création et d'Animation (C.I.R.C.A.).
Und seit 1991 beherbergt sie das Cen-
tre National des Écritures du Spectacle
(C.N.E.S.), ein Zentrum dramatischer
Kunst in Theorie und Praxis.
La Chartreuse, Tel. 04.90.15.24.24, www.
chartreuse.org. Okt.-Ende März 9.30-
17 Uhr, April-Ende Juni 9.30-18.30 Uhr, Juli-
Ende Sept. 9-18.30 Uhr. Führungen (eine
Stunde) nach Vereinbarung. Kombiticket für
Chartreuse und Fort St-André 8,50 , er-
mäßigt 6 .
Weiteres Sehenswertes
Zurück auf der Rue de la République
entdecken wir in der Nummer 53 die
Livrée des Kardinals Pierre de Thurry
oder de la Thurroye (Ende 14. Jh.). In
ihrem Hof steht die Chapelle des Pé-
 
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