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das damalige Zentrum des Geldum-
tauschs. Die Straßen erhielten ihre Na-
men je nach der Tätigkeit der dort an-
sässigen Händler. Zwar ist diese Spe-
zialisierung verschwunden, doch kann
man auch heute hier angenehm ein-
kaufen, teilweise in Fußgängerzonen.
Über die Rue des Marchands mit
Häusern noch aus dem 15. Jh. gelangt
man zur Place Carnot und zur goti-
schen Kirche St-Pierre. Bereits um die
Mitte des 14. Jh. gegründet, wurde sie
jedoch erst im 15. Jh. fertiggestellt,
und auch das gelang nur dank der fi-
nanziellen Unterstützung betuchter
Anwohner. Sie bescherten ihr eine der
reichverziertesten Fassaden Avignons
und später die bemerkenswerten Tür-
flügel von Antoine Volard, geschnitzt
aus massivem Nussbaumholz (1551).
Die Rue du Vieux Sextier hat nur
teilweise ihren mittelalterlichen Cha-
rakter bewahrt. Der engen Gassen
überdrüssig, baute man sie nämlich in
der Mitte des 18. Jh. zu einer breiten
Verkehrsader aus, die direkt auf die
Place Pie zuläuft. Auf diesem Platz
gab es schon im Jahre 1560 eine erste
Markthalle; die heutige, allerdings
stark modernisierte Halle stammt von
1899. Gegenüber erhebt sich der
Turm St-Jean aus dem 14. Jh., der einst
die Kommandantur des Johanniteror-
dens krönte, sowie der Justizpalast, in
dessen Bau Reste eines Klosters inte-
griert sind.
Von der Place Pie kann man über
die Rue Carnot einen Abstecher zur
Eglise und dem Cloître des Carmes
(Karmeliterkirche und -kloster aus dem
frühen 14. Jh.) machen. In dem nahe
gelegenen Hôpital St-Marthe mit sei-
ner sehr schönen barocken Fassade ist
heute die Universität von Avignon
untergebracht.
Ein absolutes Muss für jeden Avi-
gnon-Reisenden ist ein Spaziergang
über die Rue Bonneterie zur Rue des
Teinturiers. Auf dem Weg begegnet
man der baufälligen Chapelle des
Cordeliers, dem einzigen Überrest ei-
nes früher außerordentlich populären
Franziskanerklosters. Sehr gut erhal-
ten dagegen ist die Chapelle des Pé-
nitents Gris vom Ende des 16. Jh.
Von den Avignoneser Büßerbruder-
schaften, die nach den Farben ihrer
Kutten - schwarz, weiß, blau, rot und
violett - benannt wurden, haben die
Grauen Büßer als einzige die Zeit
überdauert.
Die Rue des Teinturiers ist eine
Straße wie aus dem Bilderbuch: Kopf-
steingepflastert und platanengesäumt
folgt sie dem gewundenen Lauf der
Sorgue, die leise vor sich hinplät-
schert, und mit der ihrem hohen Alter
gebührenden Gemütlichkeit drehen
Wasserräder ihre regelmäßigen Run-
den. Diese beschauliche dörfliche
Idylle herrschte gewiss nicht im 18. Jh.,
als hier etwa 500 geschäftige Tuch-
färber den Flusslauf zum Auswaschen
ihrer Stoffe nutzten. Ihnen verdankt
die Straße ihren Namen. An einem
solch malerischen Ort ist heute die
Kunst nicht weit: Neben einer Galerie
hat sich das Café-Théâtre Tache d'En-
cre hier angesiedelt, daneben das
Café-Restaurant Wooloomooloo, des-
sen charmante, abgeblätterte Fassade
hoffentlich niemals restauriert wird.
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