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Nach dem Weggang der Päpste aus
Avignon begann eine lang andauern-
de Ära des Verfalls. Obwohl der Pa-
last ab 1433 von den päpstlichen Le-
gaten bewohnt und 1516 restauriert
wurde, verschlechterte sich sein Zu-
stand stetig. Zum Zeitpunkt der Fran-
zösischen Revolution bot er einen be-
klagenswerten Anblick und wäre ohne
Zweifel zerstört worden, hätte man
ihn nicht als Gefängnis zweckentfrem-
det und im 19. Jh. dann als Kaserne.
Erst 1906 wurde der Palast von seinen
„Belagerern“ befreit und dem Service
des Monuments Historiques überge-
ben, der zusammen mit der Stadt die
Restaurierung übernahm. Vor allem
von der Inneneinrichtung ist denkbar
wenig erhalten geblieben, vieles ging
schon durch Plünderungen während
der Revolution verloren. Noch die
Gefängnisinsassen und die Soldaten
machten sich mit Hammer und Meißel
an den Fresken zu schaffen, um sie
stückchenweise zu verhökern.
Papstes verursachten Einflussverlust hinzu-
nehmen. Dem in Rom residierenden Papst
Urban VI. (1378-89), unterstützt von Ita-
lien, Flandern, dem Deutschen Reich und
England, setzte sie den weiterhin in Avi-
gnon residierenden Clemens VII. (1378-
94) entgegen, der auch vom Königreich
von Neapel und Spanien akzeptiert wurde.
Das kirchenpolitische Chaos wurde auf
die Spitze getrieben, als neben Benedikt
XIII. (1394-1417) in Avignon und Gregor
XII. (1406-15) in Rom 1409 auf dem Konzil
zu Pisa von den Kardinälen ein dritter
Papst, Alexander V., gewählt wurde, auf den
1410-15 Johannes XXIII. folgte. Die mit die-
ser Verwirrung an der Kirchenspitze einher-
gehende tiefgreifende Spaltung des mittel-
alterlichen Europa wurde erst mit dem Kon-
zil zu Konstanz (1414-18), das sich selbst
zur obersten Kircheninstanz erklärte, und
der Einigung auf den Papst Martin V. (1417-
31) überwunden.
Rundgang
Der Besucher mag sich in dem riesi-
gen, kargen Gebäude leicht verloren
vorkommen, daher ist es ratsam, vor
einer Besichtigung des Papstpalastes
den Grundrissplan zu studieren. Ein
bisschen Fantasie kann auch nicht
schaden, muss man sich doch die ma-
jestätische Leere angefüllt mit Mobiliar
und aufwendiger Ausschmückung vor-
stellen, mit einer großen Menge um-
hereilender Kardinäle, Prälaten, päpst-
licher Richter, Pilgerer, Bittsteller, Wa-
chen und Bediensteter.
 
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