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ge an der Rhône zog bald Händler aus
Marseille an, die einen Warenum-
schlagplatz gründeten und Münzen
mit dem Namen der Stadt prägten. In
römischer Zeit scheint Avenio seine
natürlichen Standortvorteile nicht aus-
genutzt zu haben, und ihm blieb nur
ein schwacher Abglanz des Ruhmes
von Nîmes, Orange und Arles.
Von der römischen Stadt sind uns
heute kaum Ausgrabungen erhalten,
entweder, weil es hier nur wenige anti-
ke Monumente gab oder aber, weil sie
während der Zeit der Päpste zerstört
und überbaut wurden. So sind die ver-
zierten Arkaden der Rue de la Petite
Fusterie die einzigen Zeugen einer
weitläufigen, prächtigen Säulenhalle,
die sich bis zum Ufer der Rhône er-
streckte. In der Nähe, neben der Kir-
che St-Agricol, blieben Reste der Ein-
fassung des Forums erhalten, und
auch in der Rue Peyrolerie stehen
noch einige römische Mauerreste.
Mehr oder weniger glücklich über-
stand Avignon die harten Zeiten der
Invasionen und Epidemien; die Bevöl-
kerung schrumpfte so sehr zusam-
men, dass die Stadt bald nur noch aus
einem kleinen Bezirk rund um den
Rocher des Doms bestand. Am An-
fang des glücklichen 12. Jh. jedoch er-
rang sie den Status einer Kommune
mit Selbstverwaltung nach italieni-
schem Muster. Sie umgab sich mit ei-
nem Mauerring und errichtete den
berühmten Pont d'Avignon über die
Rhône, der als einzige Brücke bis zum
Meer Tausende von Reisenden anzog.
Da Avignon sich aber im Katharer-
kreuzzug auf die Seite der Verfolgten
und des Grafen von Toulouse schlug,
ließ der französische König Louis VIII.
die Stadt aushungern und die Mauern
schleifen. Bald darauf, um 1250,
schaffte Charles d'Anjou, Sohn Louis'
und Graf der Provence, die kommu-
nale Selbstverwaltung ab, um Avig-
non unter seine gräfliche Autorität zu
zwingen.
Das 14. Jahrhundert war das Jahr-
hundert der Päpste: Avignon wurde
zur Hauptstadt der Christenheit und
erlebte sein goldenes Zeitalter, eine
Blüte aber, die ihre Schattenseiten hat-
te und von der viele ausgeschlossen
blieben (siehe Exkurs „Das Jahrhun-
dert der Päpste“).
Im 15. Jh., nach dem Weggang des
letzten Gegenpapstes, blieben Avi-
gnon und die Grafschaft Venaissin
päpstliches Gebiet, verwaltet von ei-
nem Legaten. Ab 1481, als die Pro-
vence dem französischen König zufiel,
spielte Avignon die Rolle einer auslän-
dischen Enklave auf französischem Bo-
den. Obwohl die französische Krone
mehrere Male die Hand nach dem
Papstbesitz ausstreckte, gelang es ihr
erst 1791, Avignon und das Comtat
Venaissin zu annektieren.
Der Aufschwung des 17. und 18. Jh.
drückte sich - wie überall in der Re-
gion - in einem neuen Stadtbild aus,
dessen schöne Hôtels particuliers,
Adelspaläste oft italienischen Stils,
Avignon bis heute prägen. In der Zeit
des Second Empire enstand dann die
breite Rue de la République, die Place
Pie wurde vergrößert, und den Rocher
des Doms schmückten alsbald hüb-
sche Lustgärten. Oberhalb Avignons
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