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Der Mont
Ventoux
Menschen immer mehr Holz zum
Bau von Häusern und Schiffen. Über
Jahrhunderte rodete man die Wälder
des Ventoux, bis er schließlich am An-
fang des 19. Jh. dastand als Montage
pelée (geschälter Berg), wie der Na-
turforscher Jean-Henri Fabre sehr tref-
fend bemerkte. Der Ventoux lief Ge-
fahr, ein einziger poröser Geröllhau-
fen zu werden, genau wie heute der
Gipfel.
1860 endlich entschloss man sich zu
umfangreichen Wiederaufforstungen,
um die Erosion zu stoppen und das
natürliche Gleichgewicht wieder her-
zustellen. Heute gibt es sie wieder, die
märchenhaften Wälder mit Buchen,
Kiefern, Pinien, Zedern, Eichen und
Lärchen.
Die extremen Höhenunterschiede
und die unterschiedliche Ausrichtung
der Abhänge machen aus dem Ven-
toux ein Gebiet verschiedenster Mi-
kroklimata; die Palette reicht von me-
diterran bis alpin. Fauna und Flora sind
extrem reich, sodass es hier an die
1000 Pflanzenarten (innerhalb von
427 Gattungen) gibt. Man findet auf
dem Gipfel zum Beispiel Mohn aus
Grönland und beim Aufstieg wilde
Narzissen, Flachs und Iris, überragt
von Wacholdersträuchern und Buchs-
bäumchen. Außerdem bietet der Berg
100 Vogelarten eine Heimat und auch
der sehr seltenen Orsini-Viper.
Am 16. November 1994 ist der Ven-
toux von der Unesco zu einer Réserve
de la Biosphère erklärt worden und
gehört seitdem zu einem weltweiten
Netz von zurzeit 531 besonders
schützenswerten Naturlandschaften
III/C-D1
Man sieht ihn von den Weinhängen an
der Rhône, von den Olivenhainen der
Alpilles und von den Felsdörfern des
Luberon - den windumtosten lou Ven-
tour, wie ihn die Provenzalen nennen.
Den Kelten war der Ven top, der weiße
Berg, heilig, und die Hirten des Mittel-
alters sahen in ihm einen Zauberberg,
weil im Frühjahr noch der Schnee um
seinen Gipfel tobt, während im Tal
schon die Blumen blühen.
Wie ein Gigant wacht er über sein
Land, der „Géant de Provence“, und
ragt mit seinen 1912 Metern weit über
seine Nachbarn hinaus: die nördlichen
Hügel der Baronnies, die Hochebenen
der Monts de Vaucluse und die sanf-
ten Wellen des Luberon. Einzig der
östliche Gipfel der Lure ist mit seinen
1826 Metern fast ebenso hoch.
Selbst im Sommer kann man mei-
nen, dass Schnee auf der sanften Kup-
pe des Mont chauve liege ; in Wahrheit
ist sie einfach „kahl“ - eine riesige
Fläche aus Kalkgeröll. Hier oben fährt
der Sturm Rekorde, 250 Kilometer pro
Stunde sind schon gemessen worden.
Doch das war nicht immer so. Ur-
sprünglich bedeckten dichte Wälder
das vor 70 Millionen Jahren aufgefalte-
te Kalksteinmassiv. Reiche Wildvor-
kommen und schützende Grotten bil-
deten den Lebensraum für Menschen
des Paläolithikums etwa 80.000 Jahre
vor unserer Zeit.
Doch seit die Römer die Zivilisation
ins Land brachten, benötigten die
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