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Eine weitere Kuriosität ist in einer
der Seitenkapellen aufbewahrt: Der
St-Mors, eine silberne Trense aus der
Römerzeit. Der Legende nach soll er
aus einem echten Nagel des Kreuzes
Christi gefertigt worden sein, und zwar
für das Pferd des Kaisers Konstantin.
Wohl von Kreuzfahrern als Geschenk
empfangen, gekauft oder gestohlen,
verschwand es aus dem Schatz der
heiligen Sophie von Konstantinopel,
um dann - merkwürdigerweise - im
Jahr 1226 in Carpentras aufzutauchen.
Seit 1260 ist der St-Mors Wahrzeichen
der Stadt.
An der Nordseite von St-Siffrein
steht ein Triumphbogen aus dem
1. Jh. n. Chr., einziger Überrest der
Stadt aus der Römerzeit. Er muss ein
wirkliches Symbol des Sieges und der
Macht der Eroberer gewesen sein:
Dargestellt sind zwei Gefangene, of-
fensichtlich ein Grieche und ein mit
Fell bekleideter Gallier, die mit schwe-
ren Ketten an einen Trophäenbaum
gefesselt sind.
Nördlich an die Fassade stößt auch
der Justizpalast (seit 1810). In dem
eleganten barocken Gebäude, errich-
tet zwischen 1640 und 1650 in italieni-
schem Stil, residierte bis zur Revolu-
tion der Bischof. Einige der Prunk-
gemächer, so das ehemalige Bischofs-
zimmer und der Sitzungssaal, können
besichtigt werden.
Ganz in der Nähe, bei der Place de
la Mairie, zeugt die älteste Synagoge
Frankreichs von der jüdischen Kultur
im Comtat. In Teilen stammt sie noch
aus dem 14. Jh. Hinter der etwas un-
scheinbaren Fassade verbergen sich
die Boule auch eine Anspielung auf
die Häresien sein, welche die Chris-
tenheit bedrohten, oder auch auf das
Judentum.
Denn durch dieses Portal, man
nannte es auch Porte Juive, zogen
zum Christentum „bekehrte“ Juden
früher mit großem Zeremoniell in die
Kirche ein. Jeden Samstag wurden die
Juden zum Sermon an die Porte ge-
zwungen, um Missionierungsreden zu
lauschen. Dennoch kamen solche
Konvertierungen höchst selten vor,
war doch das Judentum ausgerechnet
im Land des Papstes geduldet.
Reliefs am Triumphbogen in Carpentras
 
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