Travel Reference
In-Depth Information
Willkürlich und doch nicht ganz
grundlos entscheiden wir uns für Mor-
nas, erstens, weil man es fast zwangs-
läufig passiert, zweitens, weil es mit
seinem ganzen Flair, den Brunnen und
Cafés schon einen Vorgeschmack gibt
auf viele weitere, noch charmantere
Dörfer und drittens, weil seine Fes-
tungsruine so mächtig über dem Rhô-
netal thront, dass sie sich durchaus
zum Wächter über ein imaginäres Tor
zur Provence erklären ließe.
Damit haben wir also auch etwas
anzusehen, folgen deshalb einer Gas-
se bis zum Fuße des Kalkfelsens und
verschmerzen nach der langen Fahrt
den überaus steilen Aufstieg zum Fes-
tungsgemäuer. Seit Jahren wird es res-
tauriert, mittlerweile finden allerlei his-
torische Spektakel darin statt. Gegrün-
det wurde die Burg von den Grafen
von Toulouse im 12. Jh., als sie mit den
Grafen von Barcelona im Streit um die
Provence lagen, um schließlich ge-
meinsam gegen das Königtum im Nor-
den zu verlieren.
Spektakulär ist der Ausblick vom
senkrecht abfallenden Felsen. Man
blickt ins Tal und überschaut mit ei-
nem Mal dieses Nadelöhr, durch das
sich nebeneinander eine Landstraße,
eine Nationalstraße, die Autobahn
nach Spanien, die Eisenbahn und
natürlich die Rhône selbst schlängeln.
Noch spektakulärer wirkt diese Aus-
sicht, versetzt man sich in die Lage ei-
niger Katholiken zur Zeit der Glau-
benskriege: Sie wurden hier in den Ab-
grund gestoßen.
Festung von Mornas, Tel. 04.90.37.01.26.,
geöffnet 10-12.30 und 14-19 Uhr (in der
Hochsaison geführter Rundgang). Im Winter
(etwa Dez.-Feb.) ganz geschlossen. Eintritt:
7 , ermäßigt 3-5 .
Caderousse
‡II/A2
Am Ufer der Rhône gelegen, wurde
Caderousse im Stil der provenzali-
schen Dörfer erbaut. Kein verschlafe-
nes Nest mehr und noch keine Stadt,
ist es so etwas wie der Hafen von
Orange. Jahrhundertelang lebte und
litt es im Rhythmus der Rhône, die im-
mer wieder über die Ufer trat und den
Ort mit schlammigen Wassermassen
bedeckte. Am Rathaus sind die spek-
takulärsten Wasserstände des vergan-
genen Jahrhunderts mit einer Markie-
rung verzeichnet. Nach der schlimms-
ten Flut 1856 entstand der kreisrunde
Wall, hinter dem sich Caderousse
heute versteckt.
Das Dorf mit seinen gewundenen
Straßen und pastellfarbenen Häuser-
zeilen strahlt immer noch einen gewis-
sen Reichtum aus, und in der Tat ist
seine geschichtliche Rolle nicht ganz
unbedeutend. Nicht nur, weil Histori-
ker vermuten, dass es hier war, wo 218
v. Chr. Hannibal auf dem Weg über die
Alpen nach Rom die Rhône überquer-
te und mit ihm drei Dutzend Elefanten
und 50.000 Krieger. Vielmehr war Ca-
derousse vorübergehende Zuflucht
der Bischöfe von Orange, als diese
während der Religionskriege von den
Protestanten vertrieben wurden.
Dann gab es die Herren von Gram-
mont-Caderousse, die hier ihre Burg
hatten. Erhalten ist davon noch die
Grabkapelle, die Chapelle Seigneu-
Search WWH ::




Custom Search