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mittleren Etage mit vollständig blinden
Arkaden liegen zwei Geschosse mit
weiteren Löchern für das Sonnendach,
das zeitweilig über dem Theater auf-
gezogen wurde.
Im oberen Teil der Szenenwand fin-
den sich ebensolche Vorrichtungen:
19 große Vertiefungen, in denen die
Balken für das feste Bühnendach ruh-
ten. Die drei unteren der fünf Etagen
waren mit verschiedenfarbigen Mar-
morsäulen geschmückt und durch Ge-
simse voneinander getrennt, wie man
sich überhaupt die gesamte Wand
sehr viel reicher dekoriert vorstellen
muss. Wie bei der Außenmauer finden
sich auch hier drei große Tore, deren
mittleres, das erwähnte Königstor, sich
auf eine Treppe hin öffnet. Durch viel-
fältige Verzierungen war dieses Zen-
trum der Bühne optisch in den Mittel-
punkt gerückt - mehr, als es heute
noch sichtbar ist.
In der dritten Etage bietet eine Ni-
sche Platz für die mehr als dreieinhalb
Meter messende Statue des Augus-
tus mit dem Zepter in der Hand. Sie
wurde in den 1930er Jahren ohne
Kopf bei Grabungen unter der Bühne
gefunden und später restauriert.
Zwischen Szenenwand und Außen-
mauer befanden sich sowohl Lager-
räume und Logen der Akteure als
auch Säle für das Publikum, das sich
bei schlechtem Wetter in den Pausen
dort aufhielt. Die seitlichen Säle (pa-
rascenia) in den kurzen Flügeln links
und rechts der Bühne dienten dem
gleichen Zweck.
Die eigentliche Bühne (proscenium),
61 Meter lang und 13 Meter breit, ver-
fügte über einen erhöhten, von Balken
getragenen Fußboden. Darin waren
Klappen eingelassen, die ein Ver-
schwinden der Akteure im Boden er-
möglichten. Das alles war durch ein
heute nicht mehr bestehendes Mäuer-
chen (pulpitum) verdeckt und vom
1,20 m tiefer liegenden Orchester
getrennt. Eine Rinne und zwei Gruben
sind noch zu sehen; sie dienten der
Aufnahme des Vorhangs und der ihn
bewegenden Mechanismen. Das feste
Dach, das die Bühne ursprünglich
schützte, muss die Akustik weiter
verbessert haben, wie übrigens auch
die Mehrschichtigkeit der Szenen-
wand.
Der Orchesterraum selbst in Form
eines fast 20 Meter messenden Halb-
kreises war für die Chöre bestimmt,
mitunter aber auch für Ehrengäste. Da-
hinter erheben sich die Zuschauer-
ränge (cavea) in einem riesigen Halb-
kreis, angelegt an den Hängen des
Hügels St-Eutrope und zu erreichen
über mehrere Gänge und Treppen. Bis
zu 9000 Zuschauer fasste das Theater.
In der Antike wurden die Plätze ent-
sprechend der sozialen Stellung zuge-
wiesen. Auf den niederen Rängen, al-
so ganz oben, saß das gemeine Volk
bis hin zu den pullati, den Eingebore-
nen, übrigens einschließlich der Prosti-
tuierten; in der Mitte fanden sich
Handwerker und Priester ein und un-
ten die Ritterschaft, erkennbar auch an
einer erhaltenen Inschrift: „EQ GRA-
DVS III“ - der dritte Rang der Ritter.
Besonders hochgestellte Persönlich-
keiten nahmen vor den Rängen im Or-
chesterbereich Platz.
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