Travel Reference
In-Depth Information
Allerdings waren die Nassauer Pro-
testanten. Orange entwickelte sich so
zur Zuflucht der Abtrünningen und
wurde in die Religionskriege hinein-
gezogen.
Der Nachfolger Wilhelms errichtete
eine Zitadelle auf dem Hügel, wobei
er römische Ruinen einbezog. Der
nächste Prinz von Orange aber, Wil-
helm III., späterer König von England,
geriet in Konflikt mit dem Sonnenkö-
nig, der diese Festung 1673 zerstörte.
Der preußische König, dem die Stadt
danach zufiel, musste sie im Vertrag
von Utrecht 1713 endgültig an Frank-
reich übergeben.
Im 20. Jh. kehrte Orange zu seiner
ursprünglichen Bestimmung zurück
und wurde Garnisonsstadt, unter an-
derem mit einem Militärflugplatz. Das
ließ die Bevölkerungszahl erheblich
anschwellen; Orange hat längst seine
Vorstädte, seine „Zone industrielle“
und seine „Zone commerciale“. Die
Stadt lebt aber auch vom Tourismus
und vom Weinhandel sowie, damit zu-
sammenhängend, von Rhône und Au-
tobahn in unmittelbarer Nähe.
Seit 1995 wird Orange von Bürger-
meister Jacques Bompard regiert, der
zunächst Mitglied des rechtsextremen
Front National war und sich dann der
ebenfalls rechtsgerichteten Bewegung
Mouvement pour la France anschloss.
2010 trat Bompard auch dort aus und
gründete die „Ligue du Sud“, eine Ver-
einigung, die schon in ihrem Namen
auf die italienische Regionalpartei Le-
ga Nord anspielt. Bei den Regional-
wahlen erreichte er damit allerdings
nur gut 2,5 Prozent. Bompard machte
aus Orange eine Vorzeigestadt der
Rechten.
Sehenswertes
Theater
Von allen römischen Theatern ist
dies das einzige, dessen Szenenwand
vollständig erhalten blieb. Ludwig XIV.
ließ zwar, als er in Orange einzog, die
darüber liegende Festung schleifen,
nannte aber die Mauer des Theaters
„die schönste meines Königreiches“
und verschonte sie. Beim Bau des
Theaters, vermutlich in der Ära des Au-
gustus, also um die Zeitenwende he-
rum, erkannten die Römer den steil ab-
fallenden Hang des Hügels St-Eutrope
als naturgeschaffene Basis für die Zu-
schauerränge und bezogen ihn mit ein.
Die gewaltige Außenmauer, 36 Me-
ter hoch und 103 Meter lang, ist deut-
lich erkennbar in fünf Etagen unterteilt.
Sie war ursprünglich zumindest teil-
weise mit Marmorplatten verkleidet,
und die bogenförmigen Eingangstore
- einige davon blind, also zugemauert
- bildeten die Rückwand einer Säulen-
halle, die dem Theater vorangestellt
war. Allein die westliche Seitenmauer
dieser Halle blieb erhalten.
Von den drei rechteckigen Toren
diente die Porte Royale in der Mitte
den hochgestellten Gästen als Ein-
gang, die beiden kleineren den Stadt-
bewohnern (rechts) und Fremden
(links). Die übrigen Rundbogenöffnun-
gen führen in die Innenräume.
Im ersten Stockwerk erkennt man
die Löcher mit Stützsteinen, die das
Dach der Säulenhalle trugen. Über der
 
Search WWH ::




Custom Search