Travel Reference
In-Depth Information
Daudet. 1840 wurde er in Nîmes ge-
boren, wo sein Vater eine Tuchfabrik
betrieb. Als die vor der Pleite stand, in
der Zeit der Februarrevolution von
1848, zog die verarmte Familie nach
Lyon - für den Jungen aus dem Midi
schon der Norden mit seinem „ewi-
gen Nebel“.
Aus der Tristesse seiner Jugend
flüchtete sich Alphonse Daudet in
Träume und Fantasien, entwickelte ei-
ne starke Einbildungskraft und ver-
fasste erste Gedichte. Doch musste
erst der Versuch, Lehrer zu werden,
unter Spott und Gejohle der Schüler
scheitern, ehe Daudet die Schriftstel-
lerei zu seinem Berufswunsch erklärte.
Mittellos und ohne Beziehungen, nur
mit diesem einen Ziel vor Augen, ging
der 18-Jährige nach Paris, führte dort,
was man ein bohèmisches Leben zu
nennen gewohnt ist: den ewig glei-
chen Existenzkampf des armen Künst-
lers in der Metropole.
Erste Erfolge hatten Geschichten, die
er für Pariser Zeitungen schrieb, und
genau dies, das Erzählen von Ge-
schichten, entsprach auch seiner Be-
gabung - weit mehr als die Gedichte
und Theaterstücke, an denen er sich
ebenfalls versuchte. Eine Stellung als
Privatsekretär eines Herzogs erlaubte
ihm zu reisen, und mit dem Reisen
fand er auch zu seinem ersten großen
Thema: der alten Heimat.
Sein Blick auf die Provence ist zum
einen der auf ein verlorenes Paradies,
gleichzeitig aber der des staunenden,
verwunderten, manchmal befremde-
ten Besuchers, ja des Touristen. Denn
was war Daudet anderes als ein Tou-
rist, Hauptstädter wie alle anderen, die
nur ihre Ferien im Midi verbrachten?
In Fontvieille, wo Verwandte ein
Schloss besaßen, lockten ihn bei sei-
nen sommerlichen Streifzügen die
Windmühlen der Gegend an, vor al-
lem die Mühle Tissot. Gewohnt hat er
freilich nie darin. Wohl träumte er da-
von, eine zu kaufen, doch die „Briefe
aus meiner Mühle“ entstanden am
Schreibtisch in Paris. Der Journalist
Alphonse Daudets Buch „Briefe aus
meiner Mühle“ entstand gar nicht hier
 
Search WWH ::




Custom Search