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den Alpilles, wo man heute sein
Wohnhaus besichtigen kann.
Für sein frühes Epos „Mirèio“ („Mi-
reille“, 1859) erhielt er 1904 den No-
belpreis für Literatur. Es ist dies die Ge-
schichte einer jungen, reichen Erbin
aus der Petite Crau, die sich ganz un-
standesgemäß in den Korbflechter
Vincent verliebt. Am Ende zerbricht
sie an dieser Liebe bzw. an der pater-
nalistischen Gesellschaft, die diese
nicht akzeptieren wollte. Weitere Wer-
ke des großen Provence-Dichters sind
„Calendau“ („Calendal“, 1897), „Ner-
to“ („Nerte“, 1884) und „La Rèino Ja-
no“ („La Reine Jeanne“, 1890). Das
Grab der Letzteren stand sogar sei-
nem eigenen, ein wenig prätentiösen
Grabmal in Maillane Pate. Jedes Jahr
pilgern moderne Félibres hierhin, be-
richten dem Dichterfürsten in direkter
Anrede vom Erfolg ihrer Bemühungen
um die provenzalische Sprache und
Kultur und halten Plädoyers für den
Regionalismus. Das schließt jedoch
nicht aus, dass viele moderne Anhän-
ger des „Mistralimus“ sich heute als
überzeugte Europäer sehen und ein
Europa der Regionen favorisieren.
So weit waren die Félibres um Mis-
tral damals noch nicht. Vielmehr kann
man diesen durchaus einen rückwärts-
gewandten, abgeschotteten Separatis-
mus vorwerfen, ja sogar konservativ-
royalistische Tendenzen. Und tatsäch-
lich waren Mistral und nicht wenige
seiner Anhänger in den Reihen der re-
aktionären Action Française zu finden.
Die Blüte provenzalischer Literatur
von der Mitte des 19. bis zum Anfang
des 20. Jh. ist auch untrennbar verbun-
den mit Namen wie Théodore Auba-
nel („La mióugrano entre-duberto“ -
„La grenade entr'ouverte“, 1860, „Li
Fiho d'Avignon“ - „Les Filles d'Avi-
gnon“, 1885), Folco de Baroncelli
(„Blad de luno“ - „Blé de lune“, 1910),
Félix Gras („Li Rouge dóu Miejour“ -
„Les Rouges du Midi“, 1896) und Jo-
seph d'Arbaud („Lou lausié d'Arle“ -
„Le laurier d'Arles“, 1913, „La Caraco“
- „La Gitiane“, 1926, „La Bèstio dóu
Vacarés“ - „La Bête du Vaccarès“,
1926). Der bekannteste Dichter pro-
venzalischer Sprache unserer Zeit ist
der 1920 in Marseille geborene Max-
Philippe Delavouët („Quatre Cantico
pèr l'Age d'Or“ - „Quatre Cantiques
pour l'Age d'Or“, 1950, „Pouèmo 1-
4“ - „Poèmes 1-4“, 1971, 1977 und
1983).
Provenzalische Literatur
in französischer Sprache
Bei aller Betonung der Verdienste des
Félibrige um die okzitanische Sprache
und Kultur wird leicht vergessen, dass
die Provence-Dichter ihre Werke oft
selbst ins Französische übersetzten
und damit Einfluss auf die französische
Literatur gewannen. So übersetzte Mis-
tral seine „Mireille“, Aubanel seine „Fil-
les d'Avignon“, und selbst einige von
Alphonse Daudets „Briefen aus meiner
Mühle“ („Lettres de mon Moulin“) er-
schienen vorab in der Armana Prou-
vençau (1869 und 1870).
Alphonse Daudet
Ein Provenzale, der kaum je in der
Provence gelebt hat, das ist Alphonse
 
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