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Orange, Foulquet von Marseille be-
gann als Kaufmann, und Bernard von
Ventadour war gar der Sohn eines
Hofbäckers. Insgesamt wurde die Be-
wegung aber vom niederen Adel bzw.
Ritterstand getragen. Kein Wunder,
schließlich passte das in ihren Liedern
ausgedrückte Streben nach Höherem
sehr gut zu ihrem eigentlichen Sinnen
und Trachten: dem sozialen und wirt-
schaftlichen Aufstieg.
Es war vor allem die Schuld der wüs-
ten Feldzüge gegen die Katharer, dass
die höfische Kultur und mit ihr die gro-
ße Blüte weltlicher romanischer Lyrik
unterging.
Salut, empèri dóu soulèu que bordo
Coume un orle d'argènt lou Rose bléuge!
Empèri dóu soulas, de l'alegrìo!
Empèri fantasti de la Prouvenço
Qu'emé toun noum soulet fas gau
au mounde!
Salut, empire du soleil, qui borde,
Comme un ourlet d'argent, le Rhône
éblouissant!
Empire de plaisance et d'allégresse,
Empire fantastique de Provence
Qui avec ton nom seul charmes le monde!
(Sei gegrüßt, Reich der Sonne,
Das, wie ein silberner Saum,
Die flimmernde Rhône einfasst!
Reich der Lust und der Leichtigkeit,
Wunderbares Reich der Provence,
Das du schon mit Deinem Namen
Die Welt bezauberst)
Der Félibrige
Die zweite große Bewegung, die mit
der provenzalischen Sprache zusam-
menhängt, ist der Bund des Félibrige.
Am 21. Mai 1854 gründeten ihn auf
dem Schloss von Font-Ségugne in
Châteauneuf-de-Gadagne (Vaucluse)
Paul Gièra, Joseph Roumanille, Théodo-
re Aubanel, Anselme Mathieu, Jean
Brunet, Alphonse Tavan und Frédéric
Mistral - allesamt Dichter. In Anden-
ken an die Troubadoure wollten sie
sich zuerst deren Namen geben, ver-
warfen ihn aber zugunsten des Félibre,
den Mistral in einem alten Lied gehört
hatte. Er enthielt die programmati-
schen Vokabeln Fe und Libre: freier
Glaube. Der Bund trat vor allem für
die Pflege der okzitanischen Sprache
und Kultur ein, propagierte jedoch
auch einen radikalen Regionalismus.
Zwischen 1891 und 1899 gaben die
Félibres in Avignon die Zeitschrift
„Aiòli“ heraus und gründeten schon
(Frédéric Mistral)
1855 die Armana prouvençau (pro-
venzalischer Almanach), die unter
dem Namen „Armana di Félibre“ bis
heute existiert. Neben unzähligen Ver-
anstaltungen rund um die Provence
stand die Sammlung von Objekten zur
provenzalischen Kunst und Alltagskul-
tur, die man heute im Museon Arlaten
(Museum von Arles) bewundern kann.
1879 veröffentlichte Mistral den Trésor
dóu Félibrige, ein monumentales und
bis heute gültiges Wörterbuch samt
Grammatik des modernen Provenza-
lisch. Einen weiteren wichtigen Schritt
für die Erhaltung der Regionalsprache
tat Mistral, indem er die Schreibweise
systematisierte und vereinheitlichte.
Frédéric Mistral (1830-1914), der
bekannteste der sieben Gründungs-
mitglieder, stammte aus Maillane in
 
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