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auf der Straße oder im Café. Und sei-
ne Frau? Auch sie besucht den Platz,
aber nur, um dort frisches Wasser zu
holen oder einzukaufen. Beides ge-
schieht aber in aller Regel dann, wenn
die Männer auf dem Feld oder sonst-
wie bei der Arbeit sind. So ist der Platz
für sie kein Ort des Austausches, au-
ßer eben an den Markttagen. Neben
Kirche und Friedhof als Versamm-
lungsstätten bleiben die Frauen un-
gleich stärker ans Haus gebunden; sie
treffen sich entweder hier oder unmit-
telbar in den Straßen ihres Viertels.
Als der Treffpunkt schlechthin galt
früher aber der lavoir, jenes oft über-
dachte Becken zum Wäschewaschen
am Rand des Dorfes oder des Viertels.
Das Wort vom „Schmutzige Wäsche
waschen“ drängt sich auf, wenn man
liest, wie mancher Bürgermeister die
waschenden Frauen in Erlassen zum
Frieden untereinander mahnte: Sicher
hätten sie das Recht, am Lavoir all
ihrem Ärger über jedwede Obrigkeit
Luft zu verschaffen; niemals aber soll-
ten sie mit ihren Nachbarinnen in
Streit geraten, und wenn doch, so
dürften jedenfalls den Zungenschlä-
gen zumindest keine anderen Schläge
folgen.
Dieses starke Element der Öffent-
lichkeit im Leben jedes Einzelnen
könnte nicht funktionieren, entspräche
ihm nicht eine unbedingte Achtung
des Hauses als privatem Raum. Das
Übertreten der Schwelle bleibt ein
Vorgang, der mit allen möglichen Ri-
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