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Theater und Wasserleitungen - ste-
hen hier in solcher Dichte beisam-
men, die gesamte Landschaft bis in
unsere Zeit prägend, dass sie gerade-
zu als Aufforderung verstanden wer-
den mussten, ihre Formen zu über-
nehmen, sie weiterzuentwickeln, ih-
nen den neuen christlichen Geist ein-
zuhauchen, wie es die Romanik tat.
So begegnet man nicht nur Rom bei
jedem Schritt in der Provence, son-
dern auch der Kunst des 12. Jh., die-
ser Verkörperung der uns heute so
schwer verständlichen Denkweise des
romanischen Menschen.
Doch auch schon viel früher, lange
vor den Römern, tat sich Bedeutendes
in dem Land am Mittelmeer.
der zwei von Strabo erwähnten Tem-
pel, dem des Apoll von Delphi, gehör-
te. Von dem anderen, dem Tempel der
Artemis von Ephesos, sind mehrere
Stelen erhalten.
Zeugen der mehr oder weniger
friedlichen Koexistenz zwischen Grie-
chen und Ureinwohnern sind die Rui-
nen von Mastramela, einer befestigten
griechischen Handelsniederlassung
bei St-Blaise am Étang de Berre und
die frühen Bauten von Glanum bei
St-Rémy.
Aufgrund dessen weist die Kunst der
Keltoligurer deutlich einen griechi-
schen Einfluss auf. Er zeigt sich in Form
und Dekor der Handwerksgüter, in
der verwendeten Technik und in dem
Bemühen um eine realistische Darstel-
lung. Dennoch kann man durchaus
von einer eigenständigen Kunst spre-
chen. Besonders über das lange Über-
leben des Schädelkultes sind wir heu-
te recht gut unterrichtet - ein Beispiel
für den Widerstand und die Verteidi-
gung der eigenen Kulte gegen die Hel-
lenisierung (siehe Aix). Bei den Heilig-
tümern (Sanktuarien) von Entremont
bei Aix und Roquepertuse bei Velaux
entdeckte man Säulen mit eingelasse-
nen Schädelnischen sowie zahlreiche
Kopfskulpturen. In Entremont kann
man darüber hinaus die Siedlungs-
struktur einer befestigten Stadt studie-
ren, eines der typischen keltischen
Oppida.
Ausgestellt sind die keltoligurischen
Funde in den Museen von Aix, Mar-
seille, Nîmes und St-Rémy.
Griechen und Keltoligurer
Die Männer aus Phokäa, die um 600
v. Chr. Marseille gründeten, brachten
mit ihren Handelsgütern auch die ho-
he griechische Kultur ins Land. Zwar
trachteten sie nie danach, wie später
die Römer, das Gebiet zu erobern,
aber sie wollten Handel treiben, und
auch das bedeutet einen engen Kon-
takt zu den Einheimischen. In Marseil-
le, ihrem Hauptort, hinterließen sie na-
turgemäß die meisten Spuren, blieb es
doch über Jahrhunderte eine rein grie-
chische Stadt, stetig wachsend und
sehr reich zudem. Die antike Siedlung
erstreckte sich entlang der geschütz-
ten Nordseite des Hafens. Nicht nur
Reste des Mauerrings und Keramik hat
man gefunden, sondern auch ein riesi-
ges ionisches Kapitell, das zu einem
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