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Stehen die Naturgesetze ein für alle mal
fest?
Für die meisten Naturwissenschaftler ist es keine Frage, dass die Gesetze der Natur un-
veränderlich feststehen. Sie waren schon immer so, wie sie jetzt sind, und sie werden
immer so bleiben.
Doch das ist offenbar eine theoretische Annahme und keine empirische Beobachtung.
Wie können wir nach zwei, drei Jahrhunderten moderner naturwissenschaftlicher
Forschung so sicher sein, dass die Gesetze immer und überall dieselben waren und sein
werden?
Wenn wir weiter in die Wissenschaftsgeschichte zurückgehen, erscheint der Glaube an
ewige Naturgesetze durchaus nachvollziehbar. Entweder war das Universum selbst ewig
und brauchte folglich keinen Schöpfergott, oder es war von Gott gemacht worden und
blieb von da an gleich, weil der ewige Gott dafür sorgte. Aber ist der Glaube an ewig un-
veränderliche Gesetze in einem evolutionären Universum noch sinnvoll? Waren die Nat-
urgesetze im Augenblick des Urknalls schon vorhanden - als eine Art kosmischer Code
Napoleon? Wenn alles in Evolution begriffen ist, warum entwickeln sich die Gesetze der
Natur dann nicht mit der Natur?
Sobald wir die ewigen Gesetze einmal in Frage stellen, werden sie tatsächlich frag-
würdig, und zwar aus zwei Gründen. Erstens ist schon der Begriff »Naturgesetz« an-
thropozentrisch. Nur Menschen kennen Gesetze. Für die Väter der modernen Natur-
wissenschaft war die Gesetzesmetapher durchaus angemessen, denn sie dachten sich
Gott als eine Art universalen Herrscher, dessen Anweisungen überall galten und dessen
Allmacht eine Art kosmische Ordnungsinstanz darstellte. Die Gesetze der Natur waren
ewige Ideen im Geist eines mathematischen Gottes. Aber für Materialisten gibt es keinen
Gott und keinen transzendenten Geist, in dem die Gesetze verankert sein könnten.
Wo aber sind sie dann? Und warum sind sie nach wie vor mit den traditionellen Ei-
genschaften Gottes ausgestattet? Warum sind sie allgültig, unwandelbar und allmächtig,
warum sind sie unabhängig von Raum und Zeit gültig?
Manche Wissenschaftsphilosophen umgehen solche unangenehmen Fragen und
sagen, die Gesetze der Naturwissenschaft seien gar nicht transzendent, sondern lediglich
Verallgemeinerungen, die aus beobachtbarem Verhalten abgeleitet wurden. Das freilich
kommt
dem
Eingeständnis
gleich,
dass
Naturgesetze
wie
die
Natur
selbst
der
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