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sprach«. [154] Manche dieser Fälle schienen einen Krankheitshintergrund zu haben wie
bei Janet McLeod. Das wohl am besten dokumentierte Beispiel des zwanzigsten Jahrhun-
derts bietet die Oberpfälzer Mystikerin Therese Neumann (1898-1962), besser bekannt
als Therese oder Resl von Konnersreuth. Ab 1926 nahm sie keine feste Nahrung mehr zu
sich. An Freitagen hatte sie Visionen der Passion Christi und blutete (wie es von ander-
en katholischen Mystikern bekannt war) aus Stigmata an Händen und Füßen. Ihr Dauer-
fasten und die Stigmata erregten viel öffentliches Interesse, und der Bischof von Re-
gensburg setzte eine von einem Arzt geleitete Kommission ein, die den Fall untersuchen
sollte. Zwei Wochen lang wurde Therese von vier Pflegeschwestern genau überwacht.
Diese vier wechselten sich paarweise ab, so dass Therese nie unbeobachtet war. Der
Bericht fiel so aus, dass man bei unvoreingenommener Betrachtung nur annehmen kon-
nte, Therese habe in diesen vierzehn Tagen wirklich nichts gegessen. Noch erstaunlicher
war, dass der deutliche Gewichtsverlust durch die freitäglichen Blutungen innerhalb der
nächsten drei oder vier Tage ausgeglichen wurde. [155]
Aber auch Thurston musste erkennen, dass keine noch so klare Indizienlage die
eingefleischten Skeptiker überzeugen würde, die Therese als »ordinäre Schwindlerin«
bezeichneten. Jedenfalls kam er nach der Betrachtung zahlreicher religiöser und nichtre-
ligiöser Fälle zu diesem Schluss:
Wir sind gezwungen zu bestätigen, dass etliche Menschen, bei denen keine höhere
Intervention angenommen werden kann, über Jahre von allerkleinsten Nahrungsmen-
gen - nur in Gramm zu messen - gelebt haben. Und die Beweislage wird uns zwingen
einzuräumen, dass Papst Benedict XIV . recht hatte, wenn er sagte, das bloße Weiter-
leben auch ohne Nahrungs- und Getränkeaufnahme lasse noch keinen sicheren
Schluss auf übernatürliche Ursachen zu. [156]
Wenn ein Papst und ein bedeutender jesuitischer Gelehrter lieber eine natürliche als eine
übernatürliche Erklärung annehmen, worin könnte sie dann wohl bestehen? Das werden
wir sicher nicht herausfinden, wenn wir eine Position dogmatischer Skepsis einnehmen
und so tun, als gäbe es das Phänomen nicht.
Wir könnten mit unseren Forschungen bei der Frage ansetzen, wo sonst in der Welt
es dieses Phänomen des Überlebens ohne Nahrungsaufnahme noch gibt - weshalb sollte
es nur in Indien und im Westen auftreten? Und wenn wir es anderswo finden, sind dann
häufiger Frauen als Männer betroffen, wie es in Europa der Fall zu sein scheint?
Gibt es Parallelen zur Physiologie des Winterschlafs bei Tieren?
In welcher Beziehung steht die völlige Nahrungsabstinenz zu dem, was wir »Kalori-
enrestriktion« nennen, das heißt zur Einschränkung der Nahrungsaufnahme zum Zweck
der Gesundheitsförderung und Lebensverlängerung?
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