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Lichtnahrung
Eine weitaus größere Herausforderung liegt in Berichten von Menschen, die anschein-
end monate- oder jahrelang überleben können, ohne zu essen. So etwas widerspricht
dem gesunden Menschenverstand, schließlich weiß jeder, dass Menschen und Tiere
Nahrung brauchen, um am Leben zu bleiben.
Ich hörte zum ersten Mal von diesem Phänomen, als ich 1984 mit meiner Frau in Jod-
phur im indischen Rajasthan war. Ein indischer Freund nahm uns mit zu einem Besuch
bei einer Heiligen namens Satimata, die im unweit der Stadt gelegenen Dorf Bala lebte.
Als ihr Mann 1943 starb, so erfuhren wir, war Satimata ungefähr vierzig Jahre alt und
wollte sich mit ihm verbrennen lassen, wie es Brauch war - aber man hielt sie davon ab.
Also gelobte sie stattdessen, sie werde nie wieder essen. Als wir ihr begegneten, hatte
sie angeblich schon dreiundvierzig Jahre lang nicht gegessen oder getrunken und auch
nichts mehr ausgeschieden. Sie wirkte ansonsten wie eine ganz normale alte Frau vom
Dorf, nur dass sie von Jüngern umgeben war. Allerdings war sie gerade erkältet und
schneuzte sich mehrmals. Dann war sie also nicht nur der wandelnde Verstoß gegen den
Energieerhaltungssatz, sondern auch gegen den Erhaltungssatz der Materie, denn sie
produzierte Schleim, ohne Nahrung oder Flüssigkeit aufzunehmen.
Ich ging davon aus, dass sie heimlich doch etwas zu sich nahm, aber ihre Anhänger
versicherten mir, dass es sich um einen authentischen Fall handele. Manche kannten sie
über Jahre oder lebten sogar mit ihr zusammen, sicher wäre ihnen heimliche Nahrung-
saufnahme aufgefallen. Nun, diese Leute spielten Satimatas Spiel entweder mit, oder sie
verstand sich wirklich sehr gut auf Täuschung. Meine Skepsis war ein unmittelbarer in-
tellektueller Reflex. Als ich sie dann kennenlernte und mit anderen sprach, denen sie
vertraut war, erschien sie mir nicht als Scharlatan, sondern als eine Frau von tiefer Re-
ligiosität. Erst später fand ich heraus, dass sie kein Einzelfall war. In Indien gab es noch
weitere heilige Frauen und Männer, die jahrelang ohne Nahrungsaufnahme gelebt haben
sollen. Manche wurden als Betrüger entlarvt, bei anderen jedoch konnte auch unter med-
izinischer Beobachtung keine heimliche Nahrungsaufnahme festgestellt werden.
Die Erklärung, die in Indien am häufigsten für solche Phänomene gegeben wird, be-
sagt, dass Energie direkt aus dem Sonnenlicht bezogen wird oder aus dem Atem, ins-
besondere aus der im Atem enthaltenen Lebenskraft Prana. Man spricht hier auch vom
»Atem-Fasten«. Wenn es dieses Phänomen gäbe, müsste es übrigens nicht unbedingt den
Satz von der Erhaltung der Energie in Frage stellen, sondern würde einfach besagen,
dass manche Menschen ihre Energie aus anderen Quellen als der Nahrung beziehen.
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