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die Wissenschaft von der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts an unternahm, Gott aus
dem Bewusstsein rationaler Menschen zu streichen.« [125] Der Astronom Fred Hoyle ver-
dammte die Urknalltheorie als ein auf jüdisch-christlichen Grundlagen errichtetes Modell
und schlug eine Alternative vor. [126] Aus seiner Sicht muss es einen kontinuierlichen
Erzeugungsprozess geben, der beständig neue Materie und Energie im sich ausdehnen-
den Universum erscheinen lässt. Das Universum ist ewig und unendlich, und während
die Galaxien auseinanderstreben, bilden sich in den entstehenden Zwischenräumen neue
Galaxien. Das Universum dehnt sich aus und bleibt doch aufgrund der kontinuierlichen
»Schöpfung« in einem stetigen Zustand oder steady state. Für die Erzeugung neuer Ma-
terie und Energie sorgt dabei ein hypothetisches C-Feld (C für engl. creation , Erzeugung
oder Erschaffung), das außerdem die Expansion des Universums antreibt.
Die Steady-State-Theorie in ihrer ursprünglichen Form musste aufgegeben werden,
weil sie die Entstehung neuer Galaxien in den Freiräumen zwischen den alten forderte.
Das hätte bedeutet, dass im gesamten Universum verstreut junge Galaxien zu finden sein
müssten. Die Urknalltheorie sagte dagegen voraus, dass junge Galaxien sich relativ früh
in der Geschichte des Universums gebildet haben müssen und daher nur in großer Ent-
fernung zu finden sein würden, Milliarden von Lichtjahren in der Vergangenheit. Schon
Anfang der sechziger Jahre schien sich aufgrund der Befunde des britischen Radioastro-
nomen Martin Ryle abzuzeichnen, dass junge Galaxien tatsächlich sehr weit entfernt
waren - und das sprach für die Urknalltheorie. Einer der Verfechter dieser Theorie, Ge-
orge Gamow, verfasste zur Feier des Tages ein witziges kleines Gedicht, in dem er Hoyle
und wohl allen anderen Advokaten der Steady-State-Theorie wegen ihrer vergeblichen
Mühen bedauerte:
»Your years of toil«,
said Ryle to Hoyle,
»are wasted years, believe me.
The steady state
is out of date
unless my eyes deceive me.« [127]
Kurzum, die Steady-State-Theorie musste falsch sein, sofern der Augenschein nicht trog.
1963 kam es zu einer weiteren radioastronomischen Entdeckung, die ebenfalls für die
Urknalltheorie sprach. Maartin Schmidt, ein niederländischer Astronom, untersuchte
eine extrem energiereiche Radioquelle, die er anfangs für einen Stern in unserer Galax-
ie hielt. Dann stellte sich heraus, dass diese Quelle eine hohe Rotverschiebung aufwies,
weitaus höher, als bei einer relativ nahen Quelle zu erwarten gewesen wäre. Aufgrund
der Ausdehnung des Universums zeigt das Licht ferner Objekte eine stärkere Rotver-
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