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Was könnte daraus folgen?
Sind Sie in der Lage, sich selbst als genetisch programmierte Maschine in einem mech-
anischen Universum zu sehen? Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich kann das nicht
einmal ein eingeschworener Materialist. Wir fühlen uns doch eher als Lebewesen in
einer lebendigen Welt - zumindest am Wochenende. Trotzdem besteht eine Loyalität ge-
genüber dem mechanistischen Weltbild, und die regiert unser Arbeitsleben.
Würden wir uns zur Lebendigkeit der Natur bekennen, dürften wir gelten lassen, was
wir bereits wissen: dass Tiere und Pflanzen lebendige Organismen mit ihren eigenen Ziel-
setzungen sind. Wer gärtnert oder Haustiere hält, weiß ohnehin schon, dass sie auf ihre
ganz eigene Art kreativ auf ihre Lebensbedingungen reagieren. Aber anstatt uns doch
immer wieder dem mechanistischen Dogma zu beugen, könnten wir unsere Beobachtun-
gen und Erkenntnisse im Blick behalten, um aus ihnen zu lernen.
Was die Erde angeht, können wir davon ausgehen, dass die Gaia-Theorie keine ein-
zelne poetische Metapher in einem ansonsten mechanischen Universum darstellt. Und
wenn wir die Erde einmal als Lebewesen erkannt haben, öffnet sich uns der Zugang zur
Lebendigkeit des Kosmos. Wenn die Erde ein lebendiger Organismus ist, wie steht es
dann mit der Sonne und dem gesamten Sonnensystem? Ist das Sonnensystem so etwas
wie ein Organismus, warum dann nicht die Galaxie? Eigentlich stellt die Kosmologie das
Universum ja bereits als eine Art wachsenden Super-Organismus dar, geschlüpft aus dem
kosmischen Ei.
Dieser neue Gesichtswinkel übersetzt sich nicht unmittelbar in neue Technologien
und ist zumindest in diesem Sinne nicht wirtschaftlich nutzbar. Aber er könnte sehr
wichtig sein, um die Kluft zu schließen, die durch die mechanistische Theorie entstanden
ist - die Kluft zwischen unserer persönlichen Naturerfahrung und den mechanistischen
Erklärungen der Naturwissenschaft. Es ist die Kluft, die auch zwischen der Naturwis-
senschaft und allen Naturvölkern und indigenen Traditionen klafft, von denen keine ein-
zige die Menschen und Tiere als Maschinen in einer mechanischen Welt versteht.
Wenn wir den Glauben an das Universum als Maschine ablegen, tauchen viele neue
Fragen auf, denen wir uns in den folgenden Kapiteln zuwenden werden.
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