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senschaftler arbeiten dagegen meist mit bezahlten Versuchspersonen, in der Regel Stu-
denten der ersten Semester, die nicht in der Beobachtung und Dokumentation geistiger
Prozesse ausgebildet sind. So sieht es auch der buddhistische Gelehrte B. Alan Wallace:
Die Wissenschaftler überlassen die Introspektion Amateuren und stellen damit sich-
er, dass die unmittelbare Beobachtung des Geistes auf dem Niveau der volkstüm-
lichen Psychologie bleibt … Kognitionswissenschaftler machen sich das Verständnis
geistiger Prozesse zur Aufgabe, nur dass sie im Unterschied zu allen anderen Natur-
wissenschaftlern nicht im Rahmen einer professionellen Ausbildung lernen, wie die
Realitäten, die ihr Forschungsgebiet ausmachen, zu beobachten sind. [622]
Heutzutage gibt es viele Meditationslehrer, meist aus hinduistischen oder
buddhistischen Traditionen, und manche Wissenschaftler haben damit begonnen, sich
ein eigenes Bild von ihrem Geist zu machen. [623]
Die wissenschaftliche Erforschung der Wechselwirkungen von Geist und Körper ist so
unterentwickelt wie die Erforschung des Geistes von innen. In der Medizin setzt sich all-
mählich die Einsicht durch, dass die innere Haltung, wie in der Placeboreaktion erken-
nbar wird, wichtig für das Heilgeschehen ist, und in Biofeedback-Studien wird deutlich,
dass Menschen lernen können, die Durchblutung ihrer Finger und andere normalerweise
unbewusste physiologische Vorgänge bewusst zu steuern (siehe Kapitel 10). Doch das
sind elementare Leistungen, wenn wir zum Vergleich indische Yogis heranziehen, die
eine staunenswerte Kontrolle über Verdauungs- und Kreislaufsystem besitzen. Zu diesen
Fähigkeiten kommen sie unter anderem durch Atemkontrolle: Die Atmung wird sowohl
vom willkürlichen als auch vom unwillkürlichen Nervensystem gesteuert, und die yogis-
chen Atemübungen stellen möglicherweise die verbindende Brücke dar. [624]
Das aus China stammende Qigong (in alter Schreibweise Ch'i-kung ) legt ebenfalls
großen Wert auf Atemübungen und hat viele Anwendungen in der traditionellen chines-
ischen Medizin sowie in den Kampfkünsten. Der indische Prana und das chinesische Qi
(Ch'i) werden als »Energie« oder »Lebenskraft« übersetzt, aber es handelt sich um einen
anderen Energiebegriff als in der mechanistischen Physiologie. Die naturwissenschaft-
liche Schulmeinung zur Energieerhaltung in lebenden Organismen bereitet ernste Sch-
wierigkeiten (siehe Kapitel 2), und eine Neubewertung der menschlichen Energiebilanz
ist längst fällig. Vielleicht ist das ein Gebiet, auf dem sich diese so verschiedenen Tradi-
tionen zu einem neuen, alle Aspekte erfassenden Bild verbinden könnten.
In vielen Gegenden Afrikas und auf dem indischen Subkontinent tragen die Frauen
schwere Lasten auf dem Kopf und legen damit weite Strecken zurück. In Ostafrika
hat man das näher untersucht, und es zeigte sich, dass die Frauen bis zu 20 Prozent
ihres Eigengewichts »ohne zusätzliche Belastung« tragen können, das heißt ohne einen
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