Biology Reference
In-Depth Information
Jahren seit der Jahrtausendwende zwar ein paar durchaus gut organisierte Übungen zur
Einbindung der Öffentlichkeit gegeben, doch die politisch Verantwortlichen ignorierten
dergleichen in aller Regel. [614]
Die wenigen Beispiele für ein erfolgreiches Miteinander dieser Art betreffen den Ge-
sundheitsbereich, in dem Patienteninitiativen, zum Beispiel Aids-Aktivisten, bereits ein-
iges bewirkt haben, was Forschung und Behandlung angeht. [615] Es gibt ganz unter-
schiedliche Patientengruppierungen. Manche sind in erster Linie Selbsthilfegruppen, an-
dere sind stark politisiert. Für manche Soziologen, die sich mit solchen Gruppierungen
beschäftigen, handelt es sich um erste Beispiele einer neuen Spezies namens »der wis-
senschaftliche Bürger«. [616] Manche Patientengruppen werden allerdings von Pharmafir-
men gesponsert, die bei Kampagnen zur Kostenübernahme für teure Medikamente durch
die Kassen nur zu gewinnen haben. Aber von solchen gelegentlichen Ausbeutungser-
scheinungen abgesehen führen viele dieser Organisationen vor, dass Laien sehr wohl bei
Sachdiskussionen mitreden können.
Stiftungen für die medizinische Forschung, beispielsweise Cancer Research UK , neh-
men direkten Einfluss auf die Forschung, indem sie bestimmte Vorhaben finanzieren. Im
Vereinigten Königreich gibt es 130 solche Stiftungen, [617] die zusammen etwa ein Drit-
tel der gesamten öffentlichen Ausgaben für die Medizin- und Gesundheitsforschung auf-
bringen. Manche werden von Aufsichtsgremien geleitet, die überwiegend aus Laien be-
stehen.
Patienteninteressengruppen und medizinische Stiftungen sind auf bestimmte
Krankheiten oder Behinderungen ausgerichtet. Wer sich, jenseits solcher eng definierten
Interessen, als Laie in der wissenschaftlichen Forschung engagieren möchte, dem bieten
sich heute noch nicht viele Möglichkeiten. Ich schlage ein Experiment vor, durch das
die Einbindung der Öffentlichkeit Realität werden könnte. Wir reservieren ein Prozent
des wissenschaftlichen Forschungsetats für Forschungen, an denen Menschen außerhalb
des Wissenschafts- und Medizinbetriebs wirklich interessiert sind. Gegenwärtig, wie
gesagt, werden Geldmittel nach dem Gutdünken von Ausschüssen vergeben, in denen
etablierte Wissenschaftler sowie Wirtschafts- und Regierungsvertreter sitzen. Der brit-
ische Forschungsetat liegt derzeit bei 4,6 Milliarden Pfund pro Jahr, [618] und ein Prozent
davon wären etwa 46 Millionen Pfund.
Welche durch wissenschaftliche Forschung beantwortbaren Fragen wären von öffent-
lichem Interesse? Nun, vielleicht bittet man am besten einfach um Vorschläge. Die kön-
nten von gemeinnützigen Organisationen für Naturschutz und Denkmalpflege, Imkerver-
bänden, Gartenbauvereinen, Oxfam oder anderen Hilfs- und Entwicklungsorganisation-
en, Verbraucherverbänden und Frauenverbänden, aber auch von Kommunalverwaltun-
gen oder Gewerkschaften kommen. Mögliche Forschungen würde man in den Newslet-
Search WWH ::




Custom Search