Biology Reference
In-Depth Information
12
Die Zukunft der Wissenschaft
Die Naturwissenschaften treten jetzt in eine neue Phase ein. Die materialistische Ideo-
logie, von der sie seit dem neunzehnten Jahrhundert beherrscht waren, ist überholt.
Ihre zehn Kerndoktrinen sind allesamt abgelöst worden. Die autoritäre Struktur der Wis-
senschaften, die Illusion der Objektivität und die Träume von Allwissenheit haben die
Zeit hinter sich, in der sie einmal nützlich gewesen sein mögen.
Die Wissenschaften werden sich auch aus einem zweiten Grund ändern müssen: Sie
sind global geworden. Europa hat die mechanistische Naturwissenschaft und die materi-
alistische Ideologie hervorgebracht, und dabei spielten die religiösen Streitigkeiten, von
denen die Europäer seit dem siebzehnten Jahrhundert so sehr in Anspruch genommen
waren, eine wesentliche Rolle. Die Kulturen und Traditionen in vielen anderen Teilen der
Welt haben für so etwas jedoch überhaupt keinen Sinn.
2011 wurden für wissenschaftliche und technische Forschung und Entwicklung welt-
weit über eine Billion Dollar ausgegeben, wovon allein 100 Milliarden auf China ent-
fielen. [594] Asiatische Länder, allen voran China und Indien, haben einen gewaltigen
Ausstoß an Absolventen naturwissenschaftlicher und ingenieurswissenschaftlicher Stud-
iengänge. 2007 gab es auf dem Niveau des Bachelor of Science ( BS c) 2,5 Millionen Studi-
enabgänger in Indien und 1,5 Millionen in China, [595] in den Vereinigten Staaten dagegen
nur 515000 [596] und im Vereinigten Königreich 100000. [597] Zudem kommen viele der in
den Vereinigten Staaten und Europa Studierenden aus anderen Ländern: 2007 war an-
nährend ein Drittel der graduierten Studenten der Natur- und Ingenieurswissenschaften
in den Vereinigten Staaten Ausländer, überwiegend aus Indien, China und Korea. [598]
Doch die Naturwissenschaften werden in Asien, Afrika, den islamischen Ländern und
anderswo immer noch in der ideologischen Verpackung gelehrt, die aus der Vergangen-
heit Europas stammt. Die Überzeugungskraft des materialistischen Denkens liegt in der
technischen Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Die Erfolge solcher Umsetzun-
gen beweisen jedoch nicht die Richtigkeit der Ideologie. Penicillin wird weiterhin Bakter-
ien abtöten, Jets werden weiterhin fliegen, und das Handy wird nicht den Dienst quittier-
en, wenn sich Naturwissenschaftler für eine neue, umfassendere Sicht der Natur öffnen.
Niemand weiß, wie sich die Wissenschaften weiterhin entwickeln werden, aber ich
glaube, die Entwicklung wird auf jeden Fall glatter verlaufen, wenn Klarheit darüber
herrscht, dass »Wissenschaft« kein homogenes Gebilde ist. Anstelle der »Wissenschaft«
Search WWH ::




Custom Search