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Schwindel und Täuschung in der Wissenschaft
Naturwissenschaftler - wie auch Ärzte, Anwälte und andere Berufsgruppen - wehren sich
meist gegen von außen kommende Versuche, ihnen Verhaltensvorschriften zu machen.
Sie halten sich viel auf ihre eigenen Kontrollmechanismen zugute, und das sind im
Wesentlichen drei:
1.
Bewerbungen um Stellen und Forschungsgelder sind dem Peer-Review unterwor-
fen, und dadurch sei sichergestellt, dass die Forscher und ihre Vorhaben die Billi-
gung anerkannter Experten auf ihrem Gebiet genießen.
2.
Bei wissenschaftlichen Zeitschriften eingereichte Arbeiten unterliegen dem meist
anonymen Peer-Review und damit dem kritischen Urteil anerkannter Sachver-
ständiger.
3.
Alle veröffentlichten Forschungsergebnisse können im Prinzip von unabhängiger
Seite reproduziert werden.
Peer-Review und Sachverständigengutachten können tatsächlich wichtige qualitätssich-
ernde Maßnahmen sein, und oft erfüllen sie ihren Zweck, aber sie zeigen auch eine
Tendenz, erwartete Resultate und konventionelle Verfahren zu begünstigen. Zur unab-
hängigen Wiederholung einer Untersuchung kommt es selten. Meist besteht kein echter
Anreiz, die Arbeiten anderer zu reproduzieren. Und selbst wenn man so etwas untern-
immt, ist es anschließend schwierig, die Ergebnisse zu veröffentlichen, da die Fachzeits-
chriften Originalarbeiten bevorzugen. Im Allgemeinen wiederholen Wissenschaftler die
Forschungen anderer nur dann, wenn deren Ergebnisse von ungewöhnlich großer
Bedeutung sind oder wenn aus irgendwelchen Gründen Betrug vermutet wird.
Eine weitere qualitätssichernde Konvention, die der Offenheit dienen soll, besagt, dass
man anderen Forschern seine Rohdaten zugänglich macht, wenn sie ein Interesse an-
melden, diese Daten neu zu analysieren. Ich habe das ausprobiert und mir bei skep-
tischen Wissenschaftlern, die auf ähnlichen Gebieten arbeiten wie ich, Einsicht in die
Rohdaten erbeten. Ich bekam abschlägige Bescheide, entweder waren die Daten »nicht
zugänglich«, oder die Kollegen gaben an, sie hätten selbst vor, sie erneut zu analysieren
(was dann aber nicht geschah). Im Rahmen einer neueren systematischen Studie haben
Psychologen der Universität Amsterdam die Autoren von 141 in führenden psycholo-
gischen Fachzeitschriften veröffentlichten Arbeiten kontaktiert und zwecks Neuanalyse
um Zugang zu den Rohdaten ersucht. Es handelte sich um Zeitschriften, bei denen alle
Autoren schriftlich zusichern müssen, dass sie »die Daten, auf denen ihre Schlussfol-
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